VATM: Telekommunikations-Umsätze sinken weiter
Stand: 27.10.2011
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Köln - Die Umsätze auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt sinken erneut, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahr. Wie der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) unter Berufung auf seine aktuelle Marktstudie mitteilte, ging der Gesamtumsatz 2011 um 0,8 Prozent auf rund 60,3 Milliarden Euro zurück.
Bereits 2010 schrumpfte der Gesamtumsatz laut VATM um 1,6 Prozent. 2011 konnten Anbieter im Festnetz- und Kabelnetzbereich zulegen, im Mobilfunkbreich mussten sie jedoch Umsatz einbüßen, so der Verband. Nachdem im Mobilfunksegment im Jahr 2010 erstmals seit 2005 wieder ein leichtes Umsatzwachstum zu verzeichnen war, habe die Halbierung der Terminierungsentgelte in diesem Jahr den Trend gebrochen.
Deutliche Kritik an der Telekom
Nachdem die Investitionen in der Telekommunikationsbranche 2010 etwas zurückgegangen waren, stiegen sie dieses Jahr wieder auf rund 6,1 Milliarden Euro. "Die Wettbewerber der Telekom tragen mit 3,6 Milliarden Euro erneut mehr als die Hälfte des Investments und bleiben damit Treiber von Innovationen", so der VATM.
Die Zahl der Mitarbeiter bei den alternativen Anbietern ging 2011 leicht zurück. Die Telekom versuche hingegen weiterhin, ihre Effizienz durch einen weiteren Abbau bei den Beschäftigten in Deutschland zu steigern, so der Vorwurf des VATM. Zudem sei der Wettbewerb im Festnetzbereich immer noch zu sehr von dem ehemals staatlichen Unternehmen dominiert. „Auch 14 Jahre nach der vollständigen Liberalisierung wird die Telekom im Festnetzbereich trotz Umsatzeinbußen mit 47,6 Prozent Gesamtumsatzanteil fast genauso viel umsetzen wie alle Wettbewerber inklusive Kabelanbieter zusammen“, so VATM-Präsident Gerd Eickers.
Hauptthemen 2012: TKG-Novelle und Breitbandausbau
Die Hauptthemen des Jahres 2011 werden auch im kommenden Jahr den TK-Markt maßgeblich bestimmen. „Das werden die konkreten Auswirkungen der TKG-Novelle sein, der weitere Breitbandausbau und die Ausgestaltung der Netzneutralität“, sagt VATM-Präsident Eickers. Hinsichtlich des schnellen und reibungslosen Anbieterwechsels, bei Anschaltprozessen und Entstörungen erhoffe man sich eine weitere Verbesserung durch die neuen TKG-Regeln. Bei der Umsetzung der Warteschleifen-Regelung befürchtet Eickers hingegen Probleme: „Durch technische Hindernisse und eine zu kurze Übergangsfrist kann es dazu kommen, dass Servicenummern nicht mehr erreichbar sind.“
Entscheidend für einen erfolgreichen Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen seien die richtigen Regelungen für einen offenen Zugang zu den Glasfasernetzen. „Mit Open Access erhalten Diensteanbieter diskriminierungsfreien Zugang und der Aufbau neuer Monopole wird verhindert“, so Eickers. „Freiwillige Vereinbarungen sollten dabei immer Vorrang haben. Regulierung sollte sich in den neuen Netzen, soweit es geht, auf Vermeidung von Missbräuchen beschränken. Sonderrechte für einzelne Marktteilnehmer – wie TV-Breitbandkabelanbieter – müssen aufgehoben werden.“
Eine wichtige Weichenstellung für den Standort Deutschland bedeutet auch der Umgang mit dem Thema Netzneutralität. „Modern verstandene Netzneutralität bedeutet nicht nur Diskriminierungsfreiheit von Inhalten. Es muss zudem sichergestellt werden, dass Firmen und Endkunden auch die zukünftig immer wichtiger werdenden hochbitratigen Anwendungen mit besonderen Qualitätserfordernissen problemlos nutzen können. Und genau hierfür braucht der Markt Qualitätsklassen. Der Kunde entscheidet, welche Angebote er nutzen möchte“, betont der VATM-Präsident.