US-Datenschützer reichen Beschwerde gegen Facebook ein
Stand: 18.12.2009
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San Francisco/Hamburg - Wegen seiner neuen Datenschutz-Richtlinien haben Datenschützer aus den USA bei der amerikanischen Wettbewerbsaufsicht FTC Beschwerde gegen das Online-Netzwerk Facebook eingereicht. Durch die Neuerungen werden laut Angaben der Kläger private Nutzer-Informationen öffentlich, die vorher nicht zugänglich waren. So könnten nun auch Dritte die Daten jetzt einsehen. Hinter der Sammelklage vor der amerikanischen Wettbewerbsaufsicht FTC vom Donnerstag stehen Datenschützer vom Electronic Privacy Information Center (EPIC) und neun anderen Verbraucherorganisationen. Facebook verteidigte die neuen Richtlinien: Sie würden den Nutzern des Netzwerks eine bessere Kontrolle darüber geben, welche Informationen sie teilen wollen.
Das Unternehmen aus San Francisco hatte am 9. Dezember seine Bestimmungen zum Datenschutz geändert und seine Nutzer aufgefordert, ihre Einstellungen zur Veröffentlichung von Inhalten wie Fotos oder Kommentaren anzupassen.
"Mehr als 100 Millionen Menschen in den USA nutzen Facebook. Dem Unternehmen darf nicht gestattet werden, die Bestimmungen zur Privatsphäre so vieler amerikanischer Verbraucher so drastisch runterzuschrauben", sagte EPIC-Chef Marc Rotenberg nach Angaben der Organisation. Die Verbraucherschützer beanstanden, dass viele Daten nun auch für Dritte zugänglich sind - etwa für Firmen, die Spiele auf der Plattform anbieten. "Die Veränderungen missachten die Erwartungen der Nutzer, schwächen die Privatsphäre und widersprechen der eigenen Darstellung von Facebook", heißt es in der Klageschrift. Diese Praktik sei "unfair und betrügerisch".
Sicherheitsexperten und Blogger haben die neuen Richtlinien ebenfalls heftig kritisiert. Sie würden die Nutzer dazu anhalten, ihre Daten, Fotos und Statusmeldungen für einen größeren Kreis zur Verfügung zu stellen und leichter auffindbar zu machen, kritisiert etwa die Verbraucherorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF). Das "Übergangs-Werkzeug", das den Nutzern die Überprüfung ihrer Einstellungen erleichtern soll, empfehle per Vorauswahl, die eigenen Inhalte mit Jedermann im Netz zu teilen. Dies gelte sogar für Nutzer, die ihre Daten bisher nur mit "Freunden" in ihrem eigenen Facebook-Netzwerk geteilt haben.
Noch "schmutziger" ist laut EFF die Neuerung, dass Freundeslisten, der eigene Name, Profil-Foto, Heimatstadt, Geschlecht und die Seiten, deren "Fan" man ist, nun als "öffentlich verfügbare Information" betrachtet würden.
"Wir hatten produktive Diskussionen mit Dutzenden von Organisationen aus der ganzen Welt über die jüngsten Veränderungen", erklärte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nach Unternehmensangaben. "Wir sind enttäuscht, dass EPIC sich entschlossen hat, seine Befürchtungen an die FTC weiterzuleiten, anstatt mit uns darüber zu sprechen."
Die neuen Einstellungen machten es den Nutzern möglich, bei jedem Foto, Link und jeder Statusmeldung zu entscheiden, mit wem sie diese teilen wollen. Facebook habe die Neuerungen bereits mit der FTC besprochen und werde auch künftig mit ihr zusammenarbeiten.
Facebook ist mit mehr als 350 Millionen Mitgliedern das weltweit größte Online-Netzwerk. In Deutschland sind laut Marktforschern rund 6,2 Millionen Menschen registriert. Nutzer können sich auf der Plattform ein Profil anlegen, mit Freunden in Kontakt treten und Inhalte wie Fotos, Videos oder Links teilen.