Montabaur - Der Internetdienstleister United Internet (1&1, GMX, WEB.DE) hat sich zu einem Abbau seiner Beteiligungen an anderen Unternehmen der Branche entschlossen. Dieses Mal wurden alle an Drillisch gehaltenen Anteile außerbörslich verkauft. Der Verkaufserlös der 5,15 Millionen Aktien betrage insgesamt 21,6 Millionen Euro, teilte das im TecDax
notierte Unternehmen am Montag in Montabaur mit. Im Durchschnitt entspricht dies einem Preis von 4,20 Euro je Drillisch-Aktie. Aus dem Verkauf der Aktien erwartet der Konzern im vierten Quartal des Jahres einen positiven außerordentlichen Ertrag in Höhe von rund 12,4 Millionen Euro. 2008 hatte United Internet wegen seiner Beteiligungen an anderen Unternehmen noch tiefrote Zahlen geschrieben.
Ein United-Internet-Sprecher lehnte Aussagen darüber ab, warum das knapp zehnprozentige Paket überraschend verkauft wurde. Bislang hatte United Internet nicht verlautbaren lassen, dass der Verkauf des Paketes erwogen werde. Der Kurs der Drillisch-Aktie stieg am Montag um bis zu 6,67 Prozent auf 4,48 Euro, während das United-Internet-Papier leicht nachgab. Aktien von Versatel, von denen United Internet rund 25 Prozent hält, gaben leicht nach. Experten und Händler halten es für möglich, dass sich United Internet bald von weiteren Beteiligungen trennt, um die Kasse für mögliche Übernahmen im so genannten Webhosting-Geschäft, der wichtigsten Sparte von United Internet, zu füllen.
Erst im August hatte United Internet seinen zuvor rund 25-prozentigen Anteil am Mobilfunkanbieter Freenet AG , der das Unternehmen im vergangenen Jahr einen dicken Verlust eingebrockt hatte, verringert. Zuletzt hielt das Unternehmen aus Montabaur über die mit Drillisch kontrollierte Holding MSP knapp 17 Prozent an Freenet. United Internet hatte ursprünglich einmal vorgehabt, gemeinsam mit Drillisch Freenet komplett zu übernehmen und danach aufzuteilen, scheiterte jedoch am Widerstand des damaligen Managements um den inzwischen abgelösten Freenet-Vorstandschef Eckhard Spoerr. Im Mai konnte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth wenigstens den Kauf des DSL-Geschäfts von Freenet verkünden.
Dommermuth, der zudem auch United-Internet-Großaktionär ist, hat zudem auch ein Auge auf die Freenet-Webhosting-Tochter Strato geworfen. Kreisen zufolge will der neue Freenet-Chef Christoph Vilanek zwischen 300 und 400 Millionen Euro dafür haben. Analysten rechnen jedoch eher mit einem niedrigeren Erlös. Vilanek will mit dem Verkauf den milliardenschweren Schuldenberg aus dem Kauf von Debitel ausgleichen. Neben United Internet wird der Deutschen Telekom und Vodafone strategisches Interesse nachgesagt. Zudem gibt es Berichten zufolge zwei interessierte Finanzinvestoren.
United Internet kostete der gescheiterte Versuch, Freenet komplett zu übernehmen, viel Geld. Im vergangenen Jahr rutschte das Unternehmen wegen seiner Beteiligungen an Freenet, Versatel , Drillisch und Goldbach Media mit 121,5 Millionen Euro tief in die roten Zahlen. Operativ lief das Geschäft im vergangenen Jahr trotz der Probleme im Online-Werbegeschäft jedoch größtenteils ordentlich - sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn stiegen im vergangenen Jahr leicht.
Zuletzt zeigte sich Dommermuth beim Blick auf 2009 auch schon wieder optimistischer als Anfang des Jahres und hob die Prognose leicht an. "Wir hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr und ein überraschend starkes zweites Quartal", sagte er im August nach Vorlage der Halbjahreszahlen. Umsatz und Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sollen um fünf Prozent steigen. Zuvor hatte das Unternehmen nur ein leichtes Umsatzplus und einen stabilen operativen Gewinn in Aussicht gestellt.