Uhren-Branche experimentiert mit Smartwatches
Stand: 18.03.2016
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Basel - Sind Smartwatches Konkurrenz für die klassischen Uhren-Hersteller? Die Branche sagt nein, experimentiert jedoch mit verschiedenen Modellen. Schritt für Schritt wagen sich einige Hersteller an die elektronische Variante und hoffen damit, einen Ausgleich zwischen Moderne und dem klassischem Handwerk zu schaffen - mit Erfolg. Der Schweizer Uhren-Hersteller TAG Heuer orderte erst kürzlich 60 000 neue Uhren seiner Luxus-Smartwatch „Connected“, weil die ersten 20 000 Modelle schnell vergriffen waren.
Die Nachfrage sei bereits höher, aber es werde bei den Stückzahlen bleiben, sagte TAG-Heuer-Chef Jean-Claude Biver am Donnerstag auf der Uhrenmesse Baselworld. In einem Jahr solle in Basel ein neues Modell vorgestellt werden - "von dem wollen wir dann 200 000 Stück verkaufen". Er könne sich vorstellen, dass die Smartwatches mit der Zeit 50 oder 60 Prozent des Marken-Portfolios ausmachen könnten.
Die Marke Frederique Constant verkaufte 16 000 Mal ihre rund 1000 Euro teure "Horological Smartwatch" - eine klassische Uhr, die Fitness-Daten erfassen und ans Smartphone funken kann. Jetzt soll ein weiteres Modell für Frauen den Absatz erweitern. Auf ein ähnliches Prinzip setzt zum Beispiel auch der französische Smarthome-Spezialist Withings mit seinem Modell "Activité".
Klassiker vor Smartwatch
Insgesamt dominieren in den Hallen der weltgrößten Uhrenmesse weiterhin klassische Modelle mit Zifferblatt. Die Marke de Grisogono zum Beispiel hat aber einen weiteren Ansatz gefunden, sich dem neuen Markt zu nähern - mit einer Gold- und Edelstein-Verzierung für Samsung Smartwatch Gear S2. Der Schweizer Hersteller Movado kündigte dagegen eine Reihe von Smartwatch-Modellen zum Preis ab 195 Dollar an.
Elektronik kann gegen mechanisches Laufwerk getauscht werden
Die TAG Heuer "Connected" ist eine der bisher wenigen Smartwatches mit Display eines klassischen Uhrenherstellers. Sie läuft mit dem Google-System Android Wear und wurde gemeinsam mit dem Chip-Hersteller Intel entwickelt. Mit einem Preis von 1350 Euro ist die "Connected" drei bis vier Mal so teuer wie Android-Uhren anderer Hersteller. In zwei Jahren kann man ihr elektronisches Innenleben für noch einmal den gleichen Preis gegen ein mechanisches Laufwerk tauschen lassen. TAG Heuer rechnet im Moment damit, dass etwa jeder zehnte Käufer davon Gebrauch machen wird.
Obwohl auch die Chips inzwischen in der Schweiz produziert werden, könne die Uhr kein "Swiss Made"-Siegel bekommen, weil das Betriebssystem mit Android aus den USA stamme, sagte Biver. Er habe beim Start der "Connected" im letzten Moment noch Zweifel bekommen und die erste Auflage auf 10 000 Stück halbieren wollen, sei aber überstimmt worden.
Branche rechnet mit starkem Zuwachs
Computer-Uhren sind ein schnell wachsendes Geschäft. Für dieses Jahr rechnet die Analysefirma IDC mit insgesamt über 33 Millionen verkauften Smartwatches. Im vergangenen Jahr wurden nach Berechnungen von Marktforschern 18 bis 20 Millionen Geräte abgesetzt, davon soll die Apple Watch rund zwei Drittel ausgemacht haben. "Wir verkaufen keine Millionen wie Apple, aber wir wollen auch nur 200 000 verkaufen", sagte Biver. Im Angebot von TAG Heuer liege die "Connected" im Bereich der "Einstiegspreise" und verleite jüngere Käufer eventuell dazu, sich später auch eine mechanische Uhr zuzulegen.