Top-Level-Domain: ICANN ebnet den Weg für neue Adressendungen
Stand: 20.06.2011
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Singapur - Das Internet bekommt neue Top-Level-Domains: Unternehmen, Regierungen und Verwaltungen können für ihre Web-Auftritte künftig viele neue Adress-Bereiche nutzen. Die Internetverwaltung ICANN hat dafür in einer historischen Entscheidung den Weg geebnet. Unternehmen oder Städte könnten demnach schon bald ihre eigene Adress-Endung wie zum Beispiel .berlin oder .reise nutzen. Das sei eine "historische Veränderung des Internet", so die ICANN am Montag in Singapur.
"Die heutige Entscheidung läutet ein neues Internet-Zeitalter ein", sagte Peter Dengate Thrush vom ICANN-Verwaltungsrat. "Wir bieten eine Plattform an für die nächste Generation an Kreativität und Inspiration." Bislang war der Raum für Internet-Adressen auf wenige inhaltliche "Top Level Domains" (TLD) wie .com für kommerzielle Anbieter sowie auf Länderkennungen wie .de für Deutschland begrenzt. Die Möglichkeiten einprägsamer Namen für die eigene Internet-Adresse sind dadurch zunehmend knapp geworden.
Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) hat bereits seit Jahren daran gearbeitet, mit neuen generischen Top Level Domains (gTLD) mehr Raum im Internet zu schaffen. "Wir haben gut sechs Jahre auf diesen Punkt hingearbeitet und sind froh, dass wir uns nun endlich für .berlin bewerben können", sagte Dirk Krischenowski, Gründer und Geschäftsführer von dotBerlin. Eine erste Bewerberrunde für Adressen in diesem Bereich ist nun von Januar bis April 2012 geplant. Die ersten Ergebnisse sollen dann im November kommenden Jahres vorliegen.
Vergabe der Domains ist "komplexe Aufgabe"
"Das ist die umfangreichste Änderung bei den Domainnamen seit der Einführung der Einführung von '.com' vor 26 Jahren", kommentierte Theo Hnarakis, Chef eines Internetdienstleisters im US-Bundesstaat Kalifornien, die Entscheidung. Mit der Neuerung müssten sich Firmen und andere Organisationen nicht länger auf bisherige Endungen wie ".com", ".net" oder ".org" beschränken. Beobachter rechneten damit, dass vor allem Großkonzerne bald von der Änderung Gebrauch machen. So könne der Autohersteller BMW zum Beispiel die Endung ".bmw" wählen.
Nach Ansicht von Hnarakis könnten gerade große Unternehmen mit einem besonderen Interesse an der Kundenbindung "Wettbewerbsvorteile" aus den neuen Internetadressen ziehen. Zugleich warnte er, dass die Vergabe der Domains nicht so einfach gestaltet werden solle wie die Registrierung einer ".com"-Endung. "Das wird eine komplexe Aufgabe, die Nachdenken und Investitionen erfordert", sagte Hnarakis. Den Konzernen riet er, gewünschte Registrierungen umgehend in Angriff zu nehmen.