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Telekom zieht Bilanz: Rekordverlust und Schuldenabbaut [Update]

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hannover/Bonn(dpa/lnw) - Mit einem in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beispiellosen Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro hat die Deutsche Telekom reinen Tisch gemacht und den Grundstein für einen Neuanfang gelegt. "Das Ergebnis spiegelt die ernste Lage wider, in der sich das Unternehmen im vergangenen Jahr befand. Wir sind aber auf dem richtigen Weg", sagte Ricke am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover. Der gewaltige Fehlbetrag für das Geschäftsjahr 2002 war wegen Sonderabschreibungen auf UMTS-Lizenzen sowie vor allem auf die zu teuer eingekaufte US-Mobilfunktochter T-Mobile USA (früher: VoiceStream) angefallen.

Das abgelaufene Geschäftsjahr sei das schwierigste Jahr der Telekom überhaupt gewesen. "Da gibt es nichts zu beschönigen", gab Ricke zu. Es sei an der Zeit gewesen, die Bilanz mit Abschreibungen von knapp 20 Milliarden Euro in einem "strategischen Grossreinemachen" aufzuräumen. Eine Kapitalerhöhung schloss Ricke aus. Trotz des eisernen Sparkurses sei die Finanzkraft der Telekom nicht gefährdet. "Bei allem Druck, mit dem wir den Schuldenabbau vorantreiben, werden wir einen Fehler nicht begehen: Uns kurzfristig gesundsparen und mittelfristig zu Tode schrumpfen." Auch ein drohender Irak-Konflikt trübe die Prognose für 2003 kaum ein.

An der Börse gehörte die T-Aktie in einem negativen DAX-Umfeld zu den grössten Verlierern. Das Papier stürzte bis zum Nachmittag um rund 7,5 Prozent auf 9,36 Euro und erreichte damit ein neues Jahrestief. Die drei Millionen T-Aktionäre müssen in diesem Jahr erstmals seit dem Börsengang 1996 auf die Auszahlung einer Dividende verzichten. Angedrohte Klagen wegen angeblicher Unregelmässigkeiten beim dritten Telekom-Börsengang 2000 kommentierte Ricke gelassen: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen."

Beim Schuldenabbau kam die Telekom 2002 gut voran. Die Netto- Verbindlichkeiten sanken allein im vierten Quartal 2002 um 2,9 Milliarden Euro auf 61,1 Milliarden Euro. Die Telekom hatte ihre restlichen TV-Kabeltöchter für rund 1,7 Milliarden Euro sowie ein T-Online Aktienpaket für über 700 Millionen Euro verkauft.

Bis Jahresende will die Telekom mit 50 bis 52 Milliarden Euro in der Kreide stehen. Mit dem Verkauf weiterer Randbereiche, unter anderem der französischen Festnetztochter Siris, will das Unternehmen in diesem Jahr 6 Milliarden Euro einnehmen. Kosten senken soll auch der Wegfall von weltweit knapp 55 000 Arbeitsplätzen bis Ende 2005.

Im operativen Geschäft profitierte die Telekom von einem starken vierten Quartal 2002. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich im vergangenen Jahr von 15,1 auf 16,3 Milliarden Euro. Die Telekom setzte mit 53,7 Milliarden Euro 11,1 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor.

Wachstumsmotor war erneut das Mobilfunkgeschäft. Dort kletterte der Umsatz um knapp 35 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Das EBITDA legte um fast 60 Prozent auf mehr als 5 Milliarden Euro zu. Umsatzeinbussen verzeichneten die Festnetzsparte T-Com (minus 1,3 Prozent) und das Dienstleistungsgeschäft T-Systems (4,9 Prozent), die aber beide beim EBITDA schwarze Zahlen schrieben. Auch die Internet-Tochter T-Online schaffte 2002 nach langer Durststrecke die Ertragswende.

Der geplante Umbau des Telekom-Aufsichtsrates bezeichnete Ricke als Basis für einen "erfolgreichen Neuanfang der Telekom". Post-Chef Klaus Zumwinkel soll demnächst für Hans-Dietrich Winkhaus an die Spitze des Kontrollgremiums rücken. Als neue Aufsichtsräte vorgesehen sind zudem Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Münchener-Rück-Chef Hans-Jürgen Schinzler. "Das ist ein richtiger Schritt", sagte die Vorstandssprecherin der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Reinhild Keitel.

Der alte Telekom-Aufsichtsrat habe sich sowohl bei der Ablösung von Ron Sommer als Vorstandschef als auch bei der Nachfolger-Suche nicht gerade mit Ruhm bekleckert, meinte Keitel. "Zumwinkel hat bei der Post gezeigt, dass Privatisierung auch ohne Verschuldung geht", lobte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Personalie.