Telekom sucht Partner für Breitbandausbau
Stand: 23.01.2017
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Bonn - Als ehemaliger Monopolist ist die Deutsche Telekom bei der Konkurrenz nicht besonders beliebt. Eine neue Personalie soll nun Kooperationen vorantreiben. Ausgerechnet aus dem Kreis seiner ärgsten Kritiker hat der Branchenprimus den Spitzenmanager Johannes Pruchnow abgeworben. Als Vorstandsbeauftragter für Breitband-Kooperationen soll der frühere Versatel-Chef, Telefónica-Manager und Ex-Vizepräsident des Verbandes Breko nicht nur das zerrüttete Verhältnis zu den Telekom-Wettbewerbern kitten.
"Wir wollen die Zusammenarbeit vor allem dort verbessern, wo wir bisher nicht selbst ausgebaut haben", erklärte damals der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme. Jetzt meldet das Unternehmen den ersten Vollzug: Am Montag besiegeln die Telekom und der Energieversorger Innogy ein Gemeinschaftsprojekt. Zu dem auf erneuerbare Energien spezialisierten Essener Unternehmen gehören auch Glasfaser-Aktivitäten, die der Konzern in der Innogy Telnet gebündelt hat.
Günstigerer Ausbau in ländlichen Gebieten
Die Telekom spekuliert auf neue kostenschonende Möglichkeiten zum Ausbau des schnellen Internets in ländlichen Gebieten. Da diese bislang als wenig lukrativ gelten, sind Haushalte und Gewerbetreibende dort vom Hochgeschwindigkeitsnetz bis heute noch weitgehend abgeschnitten. Doch die Politik will es anders, und die Zeit drängt: Bis Ende 2018 soll jeder Haushalt über einen schnellen Anschluss mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde verfügen.
Telekom-Chef Tim Höttges hatte zunächst auf einen Alleingang gesetzt und damit seine Konkurrenten bis aufs Äußerste gereizt. Es begann ein endloser und lähmender Streit über den richtigen Weg beim Ausbau der Netz-Infrastrukturen - Glasfaser versus Vectoring, einer Technik zur Aufrüstung der alten Kupferleitungen. Jetzt sieht es ganz so aus, als ob die Streithähne das Kriegsbeil begraben wollen.
Lokale Kooperationen funktionieren
"Viele Themen könnten gemeinsam sehr viel sinnvoller angegangen werden als durch Versuche, neue Monopole zu schaffen", sagt Jürgen Grützner vom Wettbewerbsverband VATM. Wie man es machen kann, zeigt eine Kooperation zwischen Innogy und dem regionalen Betreiber Netcologne in der kleinen Gemeinde Alfter bei Bonn. Hier verlegte Innogy die Glasfaser, und der Kölner Netzbetreiber nahm 500 Haushalte in sein Netz auf.
Von den Glasfasernetzen der Innogy will jetzt auch die Telekom profitieren. Denn das Energieunternehmen verlegt überall dort Glasfaser oder zumindest Leerrohre, wo Stromleitungen verbuddelt werden. Kosten senken und Kommunen in die Pflicht nehmen soll auch das im November 2016 in Kraft getretene DigiNetzG, das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze. Ziel: Sogenannte passive Infrastrukturen (Strom- und Gasleitungen, Abwasserkanäle, freie Rohrkapazitäten) für schnelle Netze zu nutzen.
Große Gesprächsbereitschaft
Die Wettbewerber nehmen die Avancen des Bonner Riesen positiv auf. "Wir begrüßen den Sinneswandel der Deutschen Telekom und freuen uns auf konstruktive Gespräche", sagt Breko-Chef Stephan Albers. So auch der Bundesverband Glasfaserindustrie: "Unsere Arme sind offen", unterstreicht Geschäftsführer Wolfgang Heer. Die Wettbewerber hoffen vor allem darauf, dass die Telekom ihre Glasfaserprojekte in den Kommunen nicht durch Vectoring aushebelt, indem ihr schnelles Netz durch ein langsameres entwertet wird.
Mit dem neuen Verbindungsmann Pruchnow stehen die Chancen nicht schlecht, dass aus dem Gegeneinander ein Miteinander werden könnte. "Wir sind ganz offen, mit allen möglichen Anbietern zu kooperieren", sagte Pruchnow unlängst dem "Handelsblatt". Grützner vom VATM nimmt ihn beim Wort: "Wir werden genau beobachten, ob den Worten auch Taten folgen."