Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke: Senkrechtstarter mit steilem Absturz
Stand: 12.11.2006
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Bonn (dpa) - Wie ein Senkrechtstarter war Kai-Uwe Ricke an die Spitze der Deutschen Telekom gekommen. Nach genau vier Jahren im Amt ist der 45-Jährige ebenso steil abgestürzt.
Der Mobilfunkpionier hatte damit nach seinem Einstieg 1998 bei der Telekom eine Blitzkarriere hingelegt. Sein Förderer Sommer hatte ihn nach Bonn geholt, als mit der Marktöffnung neue Wettbewerber zum Angriff auf den Platzhirsch bliesen. Einer davon war die Talkline GmbH (Elmshorn), ein so genannter Service Provider im Mobilfunk. Ihr Geschäftsführer hieß Kai-Uwe Ricke. Und der war zunächst ein ausgewiesener Gegner der Telekom. "Das Monopol geht, Talkline kommt", warb das Unternehmen damals.
Eine der heikelsten Aufgaben wartete auf den Blondschopf ausgerechnet in der Mobilfunksparte. Gemeinsam mit Sommer hatte Ricke 2000 den spektakulären und vielfach kritisierten Kauf des US- Mobilfunkbetreibers VoiceStream eingefädelt. Der gewaltige Kaufpreis von rund 40 Milliarden Euro ließ nicht nur den Kurs der T-Aktie einbrechen, sondern auch die Verbindlichkeiten steigen. Neben teuren Firmenzukäufen belasteten außerdem die enormen UMTS- Kosten die Bilanzen des Unternehmens über Jahre.
Gescheitert ist Ricke aber am Ende an dem heftigen Gegenwind, den die Wettbewerber auf dem deutschen Telekom-Markt entfachten: Allein in diesem Jahr kehrten bislang mehr als 1,5 Millionen Kunden der Telekom den Rücken - weil Kampfpreise und attraktive Pakete der Konkurrenz im zusammenwachsenden Geschäft mit Telefonieren, Internet und Unterhaltung vielen verlockend erschienen. Die im Sommer präsentierten neuen Bündeltarife, die den Abwärtstrend stoppen sollten, kamen nach Einschätzung von Experten zu spät.