Telefonieren per Internet - Revolutionäre Perspektiven auf der CeBIT
Stand: 19.03.2004
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Hannover (dpa) - Zurzeit ist es noch eine Technik für ein paar vereinzelte Computer- und Internetfreaks. Aber schon sehr bald könnte das Telefonieren über das Internet, das so genannte Voice over IP (Internet Protocol), nach Einschätzung von Experten die gesamte Telekommunikationsbranche revolutionieren. Denn inzwischen ist die Übertragungsqualität der Sprache über das weltumspannende Datennetz vom herkömmlichen Festnetzanschluss nicht mehr unterscheiden.
Die Angebote sind für den Firmenchef ebenso interessant wie für den Privatnutzer, denn die Kosten für Gespräche - vor allem ins Ausland - dürften deutlich unter den bisher gängigen Festnetztarifen liegen. Einzige Voraussetzung ist ein schneller Zugang zum Internet mit dem Breitbandanschluss DSL. Die Anbieter können dem Problem der letzten Meile bis zum Telefonanschluss im Haus des Kunden ein preiswertes Schnäppchen schlagen.
Der Internet-Anbieter freenet.de vermarktet sein Angebot unter dem Markennamen iPhone. Wer telefonieren will, setzt sich mit einem Headset (Ohrmuschel samt Mikrofon) vor den Computer oder das Laptop und wählt sich über den Nummernblock ein. Die kostenlose iPhone- Software stellt die Verbindung her. Ein Anruf ins deutsche Handynetz kostet 19 Cent je Minute, ins Festnetz deutschlandweit 1 Cent, Anrufe bei anderen iPhone-Nutzern sind kostenlos - und das weltweit. Von April an soll die Software auch auf den Taschencomputern laufen, die sich dann an den Hotspots über WLAN ins Netz einklinken. Nix mehr mit hohen Handy-Tarifen.
Freenet-Konkurrent 1&1 will seinen Kunden den Hardware-Baustein AVM Fritzbox-Phone von Sommer an anbieten. An ihn können selbst technisch ungeübte Nutzer ihr analoges Telefon anschliessen, brauchen kein Headset und auch keinen Computer. "Der Vorteil ist, dass die Kunden auch angerufen werden könnten, ohne dass sie einen Computer hochfahren müssen", heisst es bei 1&1. Ob der Kunde dann überhaupt noch über das herkömmliche Festnetz telefoniere, müsse er selbst entscheiden. An den Tarifstrukturen basteln die 1&1-Manager gerade. Schliesslich müssten sie konkurrenzfähig sein.
Auch die Deutsche Telekom bietet vor allem Firmenkunden die Möglichkeit von Voice over IP. Sie können, so heisst es bei der Tochter T-Com, "konventionelle Telefonanlagen flexibel und wirtschaftlich ausbauen und mit neuen Funktionen aufwerten". Wer das Firmendatennetz auch zum Telefonieren nutzt, spart Kosten und muss nicht zwei Netze nebeneinander verwalten. Als Komfort-Bonus kommt hinzu, dass das Telefon über Outlook oder den Internet Explorer gesteuert werden kann.
Wie die Telekom will auch Konkurrent Arcor mit Voice over IP den DSL-Anschluss mobil machen. Mit einem WLAN-fähigen Taschencomputer oder einem entsprechenden Mobiltelefon sollen sich die Kunden an den vielen Hotspots einwählen können. Die Anrufe an die Festnetznummer werden dann umgeleitet. Bei Arcor kann dann der Kunde von jedem x- beliebigen Internet-Café der Welt mit der Technik zu Hause anrufen - und das ohne Roaming-Gebühren.
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