Suche 2.0 - Suchmaschinen buhlen mit Innovationen um Nutzer
Stand: 24.12.2008
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Hamburg (dpa) - Das Internet ohne Suchmaschinen wäre wie ein Straßennetz ohne Stadtplan, Landkarte und Straßenschilder. Dass traditionelle Suchmöglichkeiten mit endlosen Listen von Suchtreffern den Nutzer eher zermürben können, darin sind sich die großen Betreiber von Suchmaschinen einig. Derzeit werden Millionenbeträge investiert, um die Internet-Suche auf eine neue Stufe zu heben. Google, Yahoo! und Microsoft erproben intensiv Konzepte, mit deren Hilfe die Suche im Netz zu einer neuen Erfahrung werden soll.
Inzwischen lassen sich längst nicht mehr nur Texteinträge, sondern auch Videos, grafisch gestaltete Seiten oder Fotos mit modernen Technologien erfassen. Vor rund anderthalb Jahren bereits startete Marktführer Google sein Projekt Universal Search als ersten wichtigen Schritt zu einer deutlich verbesserten Lieferung wirklich relevanter Treffer. Ein Nutzer, der etwa nach Darth Vader aus «Star Wars» sucht, sei vermutlich kaum an Textseiten interessiert, auf denen lediglich der Name erwähnt wird. Viel mehr dürfte er sich für Filmausschnitte und Bilder sowie Nachrichten zum Regisseur oder den Schauspielern interessieren, sagte Google-Managerin Marissa Mayer.
Universal Search soll über die einfache Suche neben Textseiten auch Bilder, Videos, Bücher und Stadtpläne anzeigen. Die Inhalte aus den verschiedenen Informations-Bereichen werden nach und nach in die normalen Trefferlisten integriert, erläutert Google-Deutschland- Sprecher Kai Oberbeck. «Wir können den Schalter nicht einfach umlegen, das ist ein sukzessiver Prozess.»
Yahoo! testet derzeit unter dem Namen «Glue» ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, die richtigen Antworten auf die Fragen der Nutzer zu finden. So werden zum Beispiel bei der Suche nach Britney Spears die Ergebnisse auf der ersten Trefferseite in einer attraktiven Darstellungsform zusammen mit Bildern, Videos, Nachrichten, Konzertinfos, Hintergründen und Musikangeboten arrangiert. Der Dienst (http://glue.yahoo.com) wurde zunächst auf der indischen Yahoo!- Homepage getestet. Komplett für das deutschprachige Portal werde er vermutlich nicht übernommen, sagte Yahoo-Deutschland-Sprecherin Judith Sterl. Von ersten Elementen der neuen Entwicklungen sollen aber auch die Nutzer hierzulande vom ersten Quartal 2009 an profitieren.
Weitere Technologien sollen zudem die präzise Suche vereinfachen. Die bei Nutzern so beliebte Ein-Wort-Suche ergänzt zum Beispiel ein Suchassistent und bietet Vorschläge für die genauere Eingrenzung - und demzufolge passendere Treffer. Relevante Seiten sollen künftig auch besser gefunden werden. Website-Betreiber können über die offene Plattform SearchMonkey (http://developer.yahoo.com/searchmonkey) künftig deutlich mehr Informationen inklusive Bilder hinterlegen und somit besser und präziser gefunden werden.
Begleitet von großem Medienrummel ging im vergangenen Sommer die neue Suchmaschine Cuil (gesprochen wie das englische Wort cool) an den Start (http://www.cuil.com). Die Entwicklung von ehemaligen Google-Mitarbeitern sollte mit 120 Milliarden Web-Seiten nicht nur auf einen noch größeren Index zugreifen als Google, sondern auch die Treffer nach semantischen Bedeutungsfeldern sortieren. Bei der Suche etwa nach dem Wort Paris solle das Ergebnis zum Beispiel Treffer sowohl für die französische Hauptstadt als auch für Paris Hilton unterscheiden können.
«Die Online-Suche steckt noch in den Kinderschuhen, und es gibt eine große Menge an Möglichkeiten, sie weit über die zehn blauen Links hinauszuführen, die man heute kennt», sagt Microsoft-Chef Steve Ballmer. Einen Schwerpunkt setzt der Softwarekonzern derzeit auf die Erforschung, wie man den Nutzern lokal relevante Ergebnisse liefern kann. Wer in München ist und das Suchwort Schuhe eingibt, will vermutlich keinen Wikipedia-Eintrag lesen oder Schuhmärkte in Mainz ausfindig machen.
«Lokal relevante Produkte zu entwicklen und hierbei auf das Know-how lokaler Forschungsteams setzen zu können, ist entscheidend, um uns im Suchmaschinen-Markt nach vorn zu bringen», sagte Dorothee Ritz, Managerin bei Microsoft Deutschland. Erst kürzlich kündigte das Unternehmen ein Forschungszentrum mit Sitz unter anderem in München an. Insgesamt fast zwei Milliarden Dollar an Forschungsgeldern hatte Mirosoft zuletzt allein für den europäischen Suchmarkt investiert.