Studie "EU-Kids-Online" untersucht Internetnutzung von Kindern
Stand: 21.10.2010
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Hamburg - Mehr als jedes dritte Kind in Europa, das im Internet unterwegs ist, ist schon Online-Risiken wie Pornografie, Mobbing oder sexuellen Nachrichten und Bildern begegnet - das sind 39 Prozent. Dies zeigt die repräsentative Studie "EU-Kids-Online", für die insgesamt 23.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 16 Jahren aus 25 Ländern befragt wurden, so das beteiligte Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Kinder und Teenager in Estland, Litauen, Tschechien und Schweden (jeweils zwei Drittel) kamen am häufigsten in Kontakt mit diesen Gefahren. Am seltensten waren Kinder in der Türkei, Portugal und Italien betroffen.
Wie Kinder auf den Kontakt mit Online-Risiken reagieren, ist von Land zu Land allerdings unterschiedlich: Europaweit fühlte sich etwa jedes achte surfende Kind (12 Prozent) unangenehm berührt. Von den deutschen Kindern gaben 8 Prozent an, online in ihren Gefühlen verletzt worden zu sein. Am häufigsten unangenehm berührt waren Kinder in Dänemark (26 Prozent), Estland (25) und Schweden (21).
Das durchschnittliche Einstiegsalter für die Internetnutzung entspricht in Deutschland mit rund neun Jahren dem europäischen Durchschnitt. 53 Prozent der befragten deutschen Kinder nutzen das Netz täglich oder fast täglich. Jedes zweite Kind (50 Prozent) hat ein Profil in einem sozialen Netzwerk. 57 Prozent sind es europaweit.
Etwa jedes dritte deutsche Kind mit Netzwerk-Profil (32 Prozent) hat dieses öffentlich einsehbar geschaltet. Im europäischen Schnitt sind es 29 Prozent. Persönliche Daten wie Adresse oder Telefonnummer geben 8 Prozent preis, und 7 Prozent tragen ein falsches Alter ein. Europaweit machen das immerhin 17 Prozent der Kinder.
Bilder mit sexuellem oder pornografischem Inhalt bekommen deutsche Kinder im Internet vergleichsweise selten zu sehen: Nur 5 Prozent gaben an, solche Bilder online gesehen zu haben. Dagegen vermuten deutsche Eltern dies weitaus häufiger (12 Prozent).
Die Forscher weisen darauf hin, dass die Risiken der Webnutzung immer gegen die Vorteile abgewogen werden müssten. Nicht jeder Kontakt mit Online-Risiken führe automatisch auch zu einer negativen Erfahrung. Auf der anderen Seite seien sich Eltern häufig nicht der Gefahren bewusst und ahnten nicht, was ihr Kind online macht.
So behauptet etwa die Hälfte der Eltern jener Kinder, die bereits online gemobbt wurden, ihrem Kind wäre so etwas noch nicht passiert, wie die Studie ergab. Maßnahmen zur Förderung eines sicheren Umgangs mit dem Internet sollten sich daher vorrangig an Eltern richten, meint der Direktor des Hans-Bredow-Instituts, Prof. Uwe Hasebrink.