Streaming: Jugendliche nutzen Netflix & Co teils über fünf Stunden pro Tag
Stand: 09.03.2022
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Während der Corona-Pandemie boomt die Nutzung von Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime und YouTube und steigt um 45 Prozent an. Laut einer aktuellen Sonderanalyse zu der gemeinsamen Mediensucht-Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) schaut am Wochenende jeder Dritte der 10- bis 17-Jährigen über fünf Stunden Videos. Während der Woche sind es pro Nutzungstag im Schnitt drei Stunden (173 Minuten).
45 Prozent der Kinder und Jugendliche streamen täglich
Bundesweit waren im Mai 2021 1.200 Kinder und Jugendliche zu ihrem Streaming-Verhalten befragt worden. Ein Ergebnis: Um bis zu 180 Prozent sei der Anteil der Intensiv-Nutzer gestiegen. 45 Prozent der Befragten gaben an, Streaming-Plattformen täglich zu nutzen, 90 Prozent greifen mindestens einmal pro Woche auf diese zu. 39 Prozent der befragten Kinder und Jugendliche nannten tägliches Gaming, 59 Prozent die tägliche Nutzung von Social Media. Mit Gaming verbrachten die jungen Umfrageteilnehmer knapp zwei Stunden (109 Minuten) pro Nutzungstag, für Social Media wurden fast zweieinhalb Stunden (139 Minuten) aufgewendet.
Über vier Stunden Streaming-Nutzungszeit an Wochenenden
An den Wochenenden erhöhte sich die durchschnittliche Nutzungszeit auf 251 Minuten Streaming pro Nutzungstag. Auf Gaming entfielen an Wochenenden 175 Minuten sowie auf Social Media 196 Minuten. Bei den Nutzungszeiten gab es keine großen Geschlechterunterschiede. Eindeutiger Favorit der Kinder und Jugendlichen ist mit 50 Prozent die Videostreaming-Plattform Netflix, YouTube folgt dahinter mit 48 Prozent.
DAK: Alarmierende Entwicklung
DAK-Chef Andreas Storm zeigt sich angesichts dieser Entwicklung besorgt. "Am Wochenende schaut jeder dritte Minderjährige länger als fünf Stunden Videos und Clips. Der Anteil dieser Intensiv-Nutzer nahm in der Pandemie um bis zu 180 Prozent zu, was eine alarmierende Entwicklung ist." Und er fügt hinzu: "Wenn wir über Prävention die Medienkompetenz bei Kindern und Eltern erhöhen wollen, müssen wir auch das Thema Streaming in den Fokus nehmen."
Negative Auswirkungen auf die Schulleistung
Prof. Rainer Thomasius, Leiter der Studie und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE Hamburg erklärt: "Über die hohen Nutzungszeiten allein lässt sich kein Zusammenhang zu einer Mediensucht herstellen. Dass viele Kinder und Jugendliche jedoch bestätigen, die Kontrolle über die Nutzungszeiten zu verlieren und deshalb andere Aufgaben und Interessen zu kurz kommen, bereitet uns Sorge." 34 Prozent schauen Videos, Serien und Filme länger als geplant. Zehn Prozent der Befragten hatten zudem erklärt, dass der hohe Streaming-Konsum negative Auswirkungen auf die Schulleistung habe.