Sind Notebooks ohne Windows eine echte Alternative?
Stand: 28.12.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn
Hannover/Berlin - Schon für unter 500 Euro können Schnäppchenjäger in manchen Online-Shops Notebooks bekannter Hersteller finden. Zwar scheinen die technischen Daten in Ordnung, doch auffällig ist das Betriebssystem. Statt auf Windows 7 oder einer älteren Version des Microsoft-Betriebssystems trifft man auf Angaben wie Linux, Linpus, Free-DOS oder gleich "ohne Windows".
Der Verzicht auf Windows ist der Grund für die auffällig niedrigen Preise. Denn die Hersteller müssen für die Installation von Windows Lizenzgebühren an Microsoft bezahlen. "Bei Notebooks ist vor allem das Niedrigpreis-Segment so umkämpft, dass sich jeder gesparte Euro für die Produzenten lohnt", erklärt Elmar Geese, Vorsitzender des Linux-Verbandes in Berlin. Anstatt von Windows kommen die Notebooks dann entweder ohne Betriebssystem oder mit einer vorinstallierten Variante des oft kostenfreien alternativen Betriebssystems Linux.
Lohnt sich der Verzicht auf ein Betriebssystem?
Für den Nutzer bedeutet das meist erst einmal Arbeit und Umgewöhnung. Einfach nur das Windows vom alten Rechner zu installieren, ist in den meisten Fällen nicht möglich: Die meisten Windows-Installationen sind per Lizenz an den Rechner gebunden, mit dem sie gekauft worden sind. Axel Pols vom IT-Branchenverband Bitkom steht Geräten ohne Operating System (OS) eher skeptisch gegenüber. Notebooks seien inzwischen so günstig, dass man auf ein Betriebssystem eigentlich nicht verzichten müsse, sagt er.
Interessenten sollten nie nur nach dem Preis gehen. "Überlegen Sie sich vor dem Kauf genau, wie groß ihr Notebook sein soll und was es können muss." Auf dieser Basis könne eine Kaufentscheidung fallen.
Muss es unbedingt ein Windows-Rechner sein?
Nein, sagt Elmar Geese: "Ausgereifte Linux-Distributionen wie Ubuntu können Windows mittlerweile vollständig ersetzen." Auch die Benutzeroberfläche verlange mittlerweile keine große Umgewöhnung mehr, in den vergangenen Jahren hätten sich allgemeingültige Konventionen für Betriebssysteme entwickelt. Die Bedienung von Macs, Windows-Rechnern und auch Smartphones sei sich in vielen Punkten erstaunlich ähnlich. "Da erfinden auch Linux-Distributionen das Rad nicht mehr neu."
Der entscheidende Punkt bei Linux-Notebooks ist die richtige Distribution. Denn kein Nutzer installiert sich einfach nur Linux. Es gibt vielmehr verschiedene Softwarepakete auf Basis von Linux, die sogenannten Distributionen. Populäre Varianten sind zum Beispiel Ubuntu, Open-Suse, Debian oder Mandriva. Alle enthalten neben einer grafischen Benutzeroberfläche viel Software: Browser, Mail-Programm, Multimedia-Player und Office-Pakete werden mitgeliefert. Zusätzliche Software muss meistens erst einmal nicht installiert werden. Viele Distributionen können kostenlos im Internet heruntergeladen werden.
"Eine Angabe wie Linux hilft niemandem weiter"
Manche Anbieter machen es Käufern aber schwer, herauszufinden, welche Distribution überhaupt auf dem Notebook installiert ist. Für Thorsten Leemhuis, Redakteur bei der Computerzeitschrift "c't", ist das der entscheidende Schwachpunkt solcher Angebote: "Eine Angabe wie Linux hilft niemandem weiter", sagt er. Oft seien die installierten Linux-OS auf den Geräten auch unbrauchbar. Häufig tauche zum Beispiel die Distribution Linpus auf, die aber eigentlich auf den asiatischen Markt ausgerichtet und zudem in ihrem Funktionsumfang sehr abgespeckt sei.
Von solchen Angeboten sollten vor allem Laien besser die Finger lassen, rät Leemhuis. "Das Zusammenspiel zwischen Computer und Software ist sehr komplex geworden. Wenn da nicht alles optimal aufeinander abgestimmt ist, bekommen sie schnell Probleme." Egal ob Windows- oder Linux-Distribution - wichtig sei eine stabile und vernünftige Installation. Wer einfach nur einen gut funktionierenden Rechner sucht, sollte besser kein Gerät kaufen, bei dem erst noch ein vernünftiges Betriebssystem aufgespielt werden muss.
Linux-Distributionen ausprobieren
Wer auf Linux umsteigen möchte, kann viele Distributionen ausprobieren, ohne sie installieren zu müssen. Möglich machen das sogenannte Live-Systeme. Die können kostenlos aus dem Netz heruntergeladen und dann auf ein externes Speichermedium wie CD, DVD oder USB-Stick gespeichert werden. Von den Medien aus lässt sich der Rechner dann booten und die Linux-Distribution kann ausprobiert werden. Eine vorhandene Windows-Installation oder auch andere installierte Betriebssysteme bleiben davon völlig unberührt. Praktisch: Wenn die Distribution gefällt, kann der Nutzer sie per Mausklick direkt aus dem Live-System heraus installieren.
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