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Schnelle Internetverbindungen starten Mobilfunk-Revolution

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Barcelona - Handynutzern steht nun eine neue Ära bevor. Superschnelle Internetverbindungen überall, leistungsstarke Mini-Computer mit Diensten, die auf die jeweiligen Interessen und Aufenthaltsorte zugeschnitten sind - alles das sind Zutaten der Revolution, die weltweit den Alltag verändern soll. Kehrseite dieser Entwicklung ist die Explosion des Datenverkehrs im Mobilfunk. Unbegrenzte Flatrate-Tarife werden sich die Netzbetreiber künftig nicht mehr leisten können und um das Geld, das man in dieser neuen Welt auszugeben bereit ist, hat ein heftiger Umverteilungskampf begonnen.

Auf dem wichtigsten Treffen der Mobilfunk-Branche, dem Mobile World Congress in Barcelona, wurde in diesem Jahr deutlich wie nie zuvor: Die mächtigen Netzbetreiber haben Angst, auf die Rolle einer Datenpipeline reduziert zu werden. Sie wollen nicht für viel Geld komplexe Netze zur Verfügung stellen, in denen andere - wie Google, Apple und unzählige andere Anbieter von Diensten und Programmen - das große Geschäft machen. Das müsse verhindert werden, forderte der Chef des nach Umsatz weltgrößten Mobilfunk-Konzerns Vodafone, Vittorio Colao.

Dabei haben sich Google, Apple & Co. längst ihren Platz gesichert. Allein Apple knackte in seinem App Store für iPhone-Software die Marke von drei Milliarden Downloads. Die Goldgräberstimmung ruft Nachahmer auf den Plan.

"Sie sind wie Schwarzfahrer in einem Bus", polterte der Gründer des ägyptischen Mobilfunkanbieters Orascom, Naguib Sawiris. Und hielt seinen Branchenkollegen vor: "Wir haben das Geld bisher zu leicht verdient." Die Gesprächsminuten machen immer noch den Löwenanteil der Netzbetreiber-Einnahmen aus, doch die Preise und Umsätze sinken.

Der stete Zufluss von Datenkunden spült den Mobilfunkkonzernen zwar neue Einnahmen in die Kassen - aber es müssen auch Milliarden in leistungsstärkere Netze investiert werden. Ein durchschnittlicher Smartphone-Nutzer produziere soviel Datenverkehr wie 30 Kunden mit herkömmlichen Handys, rechnete Terry Ahn vom südkoreanischen Netzbetreiber KT vor. Im Falle eines Notebook sei das Datenvolumen 450 Mal höher.

Dabei können die Neueinsteiger nicht ohne die alte Garde: Wenn große Telekomkonzerne wie Vodafone, Telefónica oder die Deutsche Telekom mit ihren Netzen keine Grundlage schaffen, sind alle Geschäftsmodelle rund um schnelle Datenleitungen zum Scheitern verurteilt. Die Hoffnungen liegen auf dem nächsten Mobilfunkstandard Long Term Evolution (LTE). Bei Tests demonstrierte der Ausrüster Ericsson, dass mit LTE Übertragungsraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde möglich sind - das Tausendfache einer einfachen DSL-Leitung.

Zwar kommt LTE günstiger als der Vorgänger UMTS, weil die gleichen Basisstationen genutzt werden können. Weltweit wird der Ausbau aber bis 2014 geschätzte weitere 20 Milliarden Dollar kosten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Netzbetreiber nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen. Auch nicht von Verbrauchern, die sich keine Hoffnungen machen sollten, zum Schnäppchenpreis immer und überall so viele Filme herunterladen zu können wie sie wollen.

Branchenexperten wie Ken Wirth vom Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent rechnen damit, dass die Kunden künftig bereit sein werden, für schnellere mobile Verbindungen mehr zu bezahlen. "Wir werden unterteilen in "gut", "besser" und "am besten"", umschrieb Telekom-Mobilfunkmanager Rainer Deutschmann die künftigen Modelle.

Für die Telekomkonzerne ist es ein Kampf um ihre wirtschaftliche Zukunft. Sie wollen den Kunden nicht nur Verbindungen verkaufen, sondern auch Dienste rund um den Internetzugang. Doch es sind gerade diese Dienste auf den Handys, die längst andere angelockt haben. Wenn Google-Chef Eric Schmidt sagt, mobile Entwicklungen hätten künftig Priorität, steckt die ganze Marktmacht des größten Internetkonzerns dahinter.

Alte und neue Player hoffen auf frische Erlösquellen. Werbung auf dem Handy gilt als unumgänglich. Vor allem im Zusammenspiel mit mobiler Navigation wittern die Firmen neue Geschäftsmöglichkeiten. Der Verbraucher soll dort, wo er sich gerade aufhält, beispielsweise Restaurants vorgeschlagen bekommen. Wirken solle dies nicht wie Werbung, sondern wie eine Dienstleistung, sagte Christopher Rothey vom digitale-Karten-Anbieter Navteq - einer Tochter des weltgrößten Handyherstellers Nokia.