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Sat-Internet als Lösung für unversorgte Gebiete?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Trotz Fortschritten beim Breitbandausbau in Deutschland gibt es vor allem in ländlichen Regionen immer noch Gebiete, die nur schlecht oder gar nicht mit schnellem Internet versorgt sind. Der Glasfaserausbau wird hierzulande zwar intensiviert, doch ist dieser teuer und benötigt Zeit. Eine flächendeckende Glasfaserversorgung wird in Deutschland erst für das Jahr 2030 als realistisch betrachtet. Daher wird der Ruf nach der Nutzung von Internet per Satellit als Überbrückungslösung wieder lauter. Doch was kann Sat-Internet aktuell überhaupt leisten?

Digitalisierungszuschuss zur Nutzung von Internet per Satellit

Der TK-Branchenverband VATM hat in dieser Woche gefordert, dass die künftige neue Bundesregierung einen Digitalisierungszuschuss für Internet über Satellit oder Funk freischalten solle. Unversorgte Bürgerinnen und Bürger in schwer zu erschließenden Orten sollen auf diesem Wege schnell einen Zugriff auf Breitband-Internet erhalten.

Selbst in gut versorgten Gebieten gebe es bundesweit über 200.000 einzelne Gebäude, die nicht über schnelles Internet verfügen. Als Grund werden zu lange Kupferleitungen genannt. "Für rund eine Million Menschen brauchen wir mit höchster Priorität einen schnellen und unkomplizierten Digitalisierungszuschuss, bis der Glasfaserausbau realistischerweise erfolgen kann", erklärt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Deutschland müsse die "Chance einer schnellen und unbürokratischen Versorgung per Satellit" nutzen.

Sat-Internet: Surfgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s und mehr

Was aber bietet ein Internetzugang per Satellit derzeit? Laut einer Studie von Informatikern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lassen sich mit Sat-Internet Anwendungen wie Homeoffice und Homeschooling stabil nutzen. Machbar seien sowohl Telefon- und Videokonferenzen als auch der Download von Dateien, das Internetsurfen und Video-Streaming. Benötigt werden eine Parabolantenne mit freier Sicht zum Satelliten des gewählten Anbieters sowie ein mit einem Router verbundenes Sat-Modem. Die mehrere hundert Euro teure Sat-Hardware wird in der Regel zum Kauf oder zur Miete angeboten. Inzwischen werden über Satelliten im geostationären Erd-Orbit von Anbietern Tarife mit Downstream-Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s vermarktet.

Dazu gehört beispielsweise der Breitband-Dienst Konnect des Satellitenbetreibers Eutelsat. Zur Wahl stehen bei diesem bundesweit Tarife mit Surfgeschwindigkeiten von bis zu 30, 50 oder 100 Mbit/s. Die monatlichen Preise liegen zwischen rund 30 Euro bis knapp 70 Euro. Über die Satelliten von SES Astra lässt sich der Sat-Internetdienst Astra Connect nutzen. Dieser erlaubt derzeit das Surfen mit bis zu 20 Mbit/s, der Upload ist auf 2 Mbit/s beschränkt. Der teuerste Tarif kostet über den "Astra Connect"-Provider Novostream beispielsweise knapp 60 Euro im Monat.

Die Nachteile von Internet per Satellit

Breitband-Satelliten, die in einer geostationären Umlaufbahn in knapp 36.000 Kilometern Höhe positioniert sind, haben einen großen Nachteil etwa für Online-Gamer bzw. zeitkritische Anwendungen. Durch die große Entfernung der Satelliten zur Erde benötigt der Datentransport relativ lang. Die Reaktionszeit (Latenz) fällt entsprechend hoch aus und liegt bei mehreren hundert Millisekunden (ms).

Ändern möchte dies das weiterhin noch im Aufbau befindliche Satellitennetz von Starlink, das zum Konzern des Tesla- und SpaceX-Gründers Elon Musk gehört. Im Juni 2021 befanden sich 1.660 Starlink-Satelliten im Erdorbit. Viele Tausend weitere Satelliten sollen in den kommenden Jahren hinzukommen. Der Vorteil von Starlink: Die Satelliten befinden sich lediglich in einer Höhe von rund 550 Kilometern. Die Signalzeiten für die Übertragung von Daten erfolgt dadurch erheblich schneller als bei den Satelliten der Konkurrenz von Eutelsat und Astra. Auf der Homepage verspricht Starlink Latenzzeiten von 20 ms bis 40 ms. In Deutschland wird Starlink zunächst noch als Beta-Dienst für eine eingeschränkte Zahl von Menschen angeboten, realisierbar seien Datengeschwindigkeiten von 50 Mbit/s bis 150 Mbit/s. Die Kosten sollen bei 99 Euro monatlich liegen.

Ein weiterer Nachteil des Internetzugangs per Satellit ist, dass die Tarife vielfach nur mit einem begrenzten Highspeed-Datenvolumen ausgestattet sind. Ist dieses Datenvolumen verbraucht setzt wie beim Mobilfunk eine Drosselung der nutzbaren Surfgeschwindigkeit ein. Zudem liegen die Kosten für Hardware und Installation bei einem Sat-Internet-Zugang höher als etwa bei einem DSL-Anschluss.

Deutsche Telekom will Sat-Internet vermarkten

Dennoch setzt ein führender VDSL-Anbieter künftig auch auf Sat-Internet. In der vergangenen Woche verkündete die Deutsche Telekom eine Kooperation mit dem Satellitenbetreiber Eutelsat. Ab Ende 2021 soll Haushalten in entlegenen Gebieten Internet per Satellit von Eutelsat angeboten werden. Die Telekom sieht die Zusammenarbeit mit dem Satellitenanbieter als Ergänzung ihres Portfolios. Es könnten dadurch auch Haushalte in Regionen von schnellem Internet profitieren, in denen die Telekom derzeit noch keine Highspeed-Anschlüsse errichtet habe.