Poker um Bundesliga-Übertragungsrechte
Stand: 02.04.2012
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Bonn - René Obermann, Vorstandschef der Deutschen Telekom, will einen großen Fisch an Land ziehen: Bei der Vergabe der lukrativen Übertragungsrechte der Bundesliga durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben die Bonner ihren Hut in den Ring geworfen. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" wollen sie die Bundesliga-Übertragungsrechte dann auch als Wiederverkäufer bieten.
"Das neue Konzept geht von einer nicht exklusiven Vermarktung aus", zitiert die Zeitung einen mit den Plänen vertrauten Manager. "Die Rechte werden diskriminierungsfrei über alle Infrastrukturen wie Kabel, Satellit oder Mobilfunk vertrieben." Wenn der Konzern den Zuschlag von der DFL erhalten sollte, müsste zum Beispiel der Bezahlfernsehanbieter Sky die Rechte von der Telekom kaufen. Die Frist für die Offerten läuft bis Montagnachmittag, die Entscheidung soll dann am 17. April getroffen werden.
Es geht um Übertragungsrechte für die Erste und Zweite Bundesliga von Sommer 2013 bis 2017 für die Übertragungswege Kabel, Satellit, Mobilfunk und Internet. Bislang erhält die DFL von allen Lizenzinhabern je Saison 412 Millionen Euro. Um den Zuschlag von der DFL zu bekommen und den Konkurrenten Sky auszustechen, muss die Telekom aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich mehr bieten.
Die Telekom gerät mit ihrer Rechteoffensive in eine Bieterkonkurrenz mit dem Anbieter Sky Deutschland, der bishlang die Rechte für die Übertragung via Kabel und Satellit hält. Seit Herbst bieten die Bonner Entertain zusätzlich zur schnellen Internetleitung auch über Satellit an. Die Satellitenrechte sind allerdings an die Kabelrechte gekoppelt, welche die Telekom nicht braucht. Daher muss sie für das große Paket bieten. Um das Geld wieder hereinzuholen, will die Telekom Teilrechte an Satellitenbetreiber, Kabel-TV-Konzerne oder Webunternehmen weiterverkaufen. Das bislang weitgehend exklusive Angebot des Senders Sky würde verwässert.
Dass nun ausgerechnet ein Konzern wie die Telekom Medienunternehmen wie Sky herausfordert, hat in den vergangenen Wochen die Gemüter erhitzt und die Wogen hoch schlagen lassen. Medienrechtler kritisieren, dass der Bonner Riese, an dem der Bund mit etwas mehr als 30 Prozent beteiligt ist, als staatlich beeinflusstes Unternehmen gar nicht als Bieter auftreten dürfe. Thomas Fuchs, der oberste deutsche Medienwächter, gibt zu Bedenken: "Sollte die Telekom ein Rechtepaket erwerben, das erheblich größer ist als zuvor, ist eine Neubewertung der Sendelizenz der Constantin Medien erforderlich".
Die Münchener Gesellschaft ist das Partnerunternehmen der Telekom, an das die Bonner die IPTV-Rechte, also das Internetfernsehen, in Sublizenz vergeben haben. Constantin Sport Medien produziert das Produkt Liga Total, das Entertain-Kunden der Telekom zusätzlich buchen können. Zu prüfen wäre, meint Fuchs, ob Constantin Medien ihre Unabhängigkeit als Programmveranstalterin unter veränderten Bedingungen noch wahren könne. Dass das Unternehmen im Jahr 2009 eine Sendelizenz erhalten habe, stelle keine Präjudiz bei der Einschätzung einer neuen Situation dar.
Ein Inhalteanbieter wolle die Telekom auch gar nicht sein, beteuern die Bonner immer wieder. Constantin Medien operiere unabhängig und in Eigenregie. Welchen Einfluss könne die Telekom schon auf eine Produkt wie Fußball nehmen, sagt ein Manager des Konzerns. Und Vorstandschef Obermann holt noch weiter aus: "Es wundert mich schon", wird er in der "Süddeutschen Zeitung" zitiert, "dass sich alle beim Pay-TV mit einem Monopol zufriedengeben."
Kritiker nehmen der Telekom nicht ab, dass ein Unternehmen wie Constantin Medien unabhängig agieren könne. Von Taschenspielertricks und Umgehungsgeschäften ist die Rede, wenn die Sprache auf diese Partnerschaft kommt. Und Klagen gelten schon heute als sicher, wenn der rosa Riese den Zuschlag für die Live-Rechte erhält. Doch der Ausgang ist offen. Nicht auszuschließen, dass sich die Streithähne am Ende doch noch zusammenraufen und eine Lösung finden.