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Palm verpasst Smartphone-Boom

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Berlin - Während Multimediahandys, so genannte Smartphones, weltweit boomen, droht Palm, die Mutter aller Smartphones, im Strudel der Entwicklungen unterzugehen. Ausgerechnet die Pionierfirma Palm schafft es nicht, mit den umsatzstarken Konkurrenten wie Apple oder Research in Motion (RIM) mitzuhalten: Das US-Unternehmen ist auf der Suche nach einer innovativen Strategie und umzingelt von Verkaufsgerüchten.

Dabei hat das in Sunnyvale im US-Bundesstaat Kalifornien ansässige Unternehmen Palm 1996 mit dem Palm Pilot einen Riesenerfolg gelandet und Maßstäbe gesetzt: Der sogenannte persönliche digitale Assistent (PDA) passte in die Sakkotasche ebenso wie ins Handgepäck gestresster Geschäftsleute. Der Kleincomputer ermöglichte die Verwaltung von Adressen, Terminen und Daten unterwegs und dann zu Hause oder im Büro den problemlosen Anschluss an den Computer. Zudem hatte der Palm Pilot bereits wie die heutigen Smartphones einen berührungsempfindlichen Bildschirm, den der Nutzer mit einem kleinen Stift bediente. Auch wenn ein Palm nicht gleichzeitig auch als Telefon diente, war das Gerät nicht weniger als ein technischer Vorläufer der modernen Smartphones.

Und ebenso wie etwa das iPhone heute waren die Geräte von Palm ein Statussymbol. Doch die technische Entwicklung der Smartphones machte die digitalen Assistenten als Extra-Geräte überflüssig - und Palm als Star der 90er Jahre verpasste es, erfolgreich auf den Zug der Multimediahandys aufzuspringen, während andere Hersteller Erfolge feierten: Apple gelingt es, seine Produkte wie das iPhone mit einem Lebensgefühl zu verbinden, die Produktvorstellungen und Verkaufstarts regelrecht zu zelebrieren. Und RIM freute sich über die kostenlose Werbung für Blackberry, als sich US-Präsident Barack Obama als Fan des Geräts outete.

Inzwischen boomt das Geschäft mit den schlauen Mobiltelefonen scheinbar unaufhaltsam: Ihr Absatz wird nach Einschätzung des deutschen Branchenverbandes Bitkom in diesem Jahr allein hierzulande um 47 Prozent auf 8,2 Millionen Geräte zunehmen. Damit wird jedes dritte neue Handy in Deutschland ein Smartphone sein. Ein weiteres Geschäft wird mit den Apps genannten kleinen Programmen gemacht, die sich auf den Geräten installieren lassen. Bald dürften mehr dieser Alleskönner-Handys verkauft werden als Computer.

Palm schloss sich dem Trend spät an, präsentierte erst Anfang 2009 die erste ernsthafte Konkurrenz zu den führenden Smartphones der Wettbewerber: Der Palm Pre erschien damit rund zweieinhalb Jahre nach dem iPhone. Das Ergebnis ist für das Unternehmen enttäuschend: Wie Palm vor einem Monat verkündete, lieferte es im dritten Quartal des Geschäftsjahres 960.000 Smartphones aus, verkauft wurde jedoch weniger als die Hälfte davon. Zudem verbuchte Palm für diesen Zeitraum einen Verlust von 22 Millionen Dollar - und senkte die Umsatzprognose für das laufende vierte Quartal.

Die Palm-Aktie brach als Reaktion auf das schlechte Abschneiden um 18 Prozent ein und US-Analysten malten ein düsteres Bild für die Zukunft der früheren Kultfirma. Die Reaktion von Palm auf seine schlechte Position am Markt sei "unzureichend", bemängelten Experten der Bank of America. Im günstigsten Falle habe Palm allenfalls noch ein halbes oder ein Dreivierteljahr Zeit, um die Wende zu schaffen - oder die Firma müsse "drastischere Maßnahmen" erörtern.

Dies ist inzwischen offenbar geschehen: Laut "Wall Street Journal" prüft Palm mit Hilfe von Banken seine Optionen, darunter auch die Möglichkeit, sich selbst einen Käufer zu suchen. Firmenchef Jon Rubinstein wollte die "Spekulationen" zwar nicht kommentieren. Der frühere Apple-Manager fügte aber auch hinzu: "Wenn es einen vernünftigen Vorschlag gibt, sollte unser Verwaltungsrat ihn prüfen."