Obermann will mit Umsatzmix Einbußen wettmachen
Stand: 17.03.2010
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Bonn - Die Deutsche Telekom will wieder aus eigener Kraft wachsen. Die Geschäfte der neuen Wachstumsfelder wie mobilem Internet, Breitband, Unterhaltung und IT-Diensten sollen die Einbußen aus dem klassischen Kerngeschäft spätestens in drei Jahren wettmachen und bis 2015 knapp 30 Milliarden Euro Umsatz bringen. Das Geschäftsmodell der Telekom und damit auch der Umsatzmix werden sich grundlegend verändern. Das kündigte Telekom-Chef René Obermann am Mittwoch beim Investorentag des Dax-Konzerns in Bonn an. Zuletzt hatte das Unternehmen Umsatz und Gewinn nur noch durch Zukäufe steigern können. Die Aktie reagierte kaum auf die Neuigkeiten.
Das klassische Telefongeschäft wird aber auch in Zukunft noch den Großteil der Erlöse ausmachen. "Wir müssen lernen mit dem sinkenden Preisniveau umzugehen", sagte Obermann. Das Netzgeschäft bleibe ein Milliardenmarkt. Für Deutschland kündigte Obermann den Aufbau eines Glasfasernetzes bis in die Gebäude an: 10 Prozent aller Haushalte in Deutschland will die Telekom bis 2012 mit Glasfaser versorgen, ein Pilotversuch startet Ende des Jahres in Dresden.
Insgesamt will die Telekom bis 2012 rund zehn Milliarden Euro allein in Deutschland in ihre Netze stecken. 2009 waren es etwas mehr als drei Milliarden Euro. Trotzdem verlässt sich Obermann in Zukunft nicht mehr allein auf sein früheres Kerngeschäft.
Der Umsatz der neuen "Wachstumsfelder" soll sich bis 2015 auf 30 Milliarden Euro fast verdoppeln und irgendwann die Hälfte der Erlöse ausmachen. Dazu zählt die Telekom mobile Datendienste, Dienstleistungen rund ums Festnetz wie Internetfernsehen, aber auch eigene Internetangebote wie Musikdownloads und die Suchagenten der Scout-Gruppe, die inzwischen den Bonnern gehören. In dem Bereich schließt Obermann weitere Zukäufe nicht aus.
Aber auch das Geschäft mit Großkunden soll weiter wachsen: So hofft der Bonner Konzern 2015 rund eine Milliarde Euro allein mit intelligenten Netzen wie Stromzählern oder der Übermittlung von Krankendaten zu verdienen. Acht Milliarden Euro Umsatz soll T-Systems mit Cloud Computing beitragen. "Wir wollen bei IT-Services stärker als der Markt wachsen".
Im Ausland sei die Expansion nicht zu Ende, sagte Obermann, so sei die Telekom weiterhin an Anteilen der griechischen OTE interessiert, sollte die Regierung diese zur Disposition stellen. "Multimilliarden-Investitionen in Ländern wie Indien sind aber wenig zielführend." Es gehe eben nicht darum, mehr desselben Geschäfts zu generieren, sondern das Geschäftsmodell zu verändern. Stattdessen könnten Internetdienste wie Downloads oder Suchagenten auch im Ausland angeboten werden.
Beim Sorgenkind USA hofft der Telekom-Chef mit dem geplanten Netzausbau weiter zu den Wettbewerbern aufzuschließen. Die Telekom setzt auf dem US-Markt bislang nicht auf den neuen Mobilfunkstandard Long Term Evolution (LTE) sondern rüstet ihre UTMS-Netze mit HPSA+ auf. Bis Ende 2010 will die Telekom außerdem acht Millionen Smartphones in den USA verkaufen. Auf diese Weise will Obermann bis 2012 bei den Datenumsätzen die Lücke zu Wettbewerbern wie dem US-Konzern AT&T reduzieren, der mit dem Exklusiv-Vertrieb des iPhones Millionen umsatzträchtige Kunden warb.
Insgesamt will Obermann die Rentabilität seines Unternehmens in den nächsten drei Jahren verbessern. Der für die Dividende ausschlaggebende Free Cashflow soll von den für 2010 angepeilten 6,2 Milliarden Euro wieder steigen. In den kommenden drei Jahren hat die Telekom ihren Aktionären eine Dividende von mindestens 70 Cent je Aktie versprochen. Die gesamte Ausschüttungssumme soll aber stabil bei 3,4 Milliarden Euro bleiben. Zusätzlich zur Dividende könnten die Aktionäre zum Beispiel von Aktienrückkäufen profitieren. Für 2009 bekommen die Aktionäre noch 78 Cent je Aktie.