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Nutzung neuer Medien in der Bildung noch ausbaufähig

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: ddp

Stuttgart - Bei der Nutzung neuer Medien in der Bildung hinkt Deutschland noch hinterher. "Deutschland steht ungefähr auf Platz 17 im internationalen Vergleich bei der Einbeziehung digitaler Medien im gesamten Bildungsprozess, das heißt in Schulen, Hochschulen und im Bereich Weiterbildung", erklärt Frank Siepmann, Herausgeber des "eLearning Journals". Auf der Bildungsmesse "didacta" organisiert er die Sektion "E-Learning".

Vorreiter bei elektronischen und digitalen Hilfsmitteln im Unterricht - zum Beispiel Lernsoftware oder elektronische Tafeln - sind Siepmann zufolge die USA. Sehr weit seien auch die skandinavischen sowie die osteuropäischen Länder. Junge Menschen wachsen zwar auch in Deutschland mit dem Internet auf - im vergangenen Jahr nutzten laut ARD/ZDF-Onlinestudie erstmals hundert Prozent der 14- bis 29-Jährigen das weltweite Netz. In der Bildung schreitet die Digitalisierung aber nur langsam voran.

Problem: Medienkompetenz des Lehrers

Das liege unter anderem an Geldmangel der öffentlichen Schulen, sagt Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Branchenverbrands VdS Bildungsmedien. Neue Medien könnten wegen der Chancengleichheit nur dann eingesetzt werden, wenn alle Schüler den gleichen Zugang haben, doch es gebe in Deutschland bislang kein spezielles Budget dafür. "Der Anteil der digitalen Bildungsmedien am Gesamtumsatz der Branche ist nach wie vor äußerst gering", sagt Diepgrond. Er stehe in keinem Verhältnis zur allgegenwärtigen Diskussion über die Digitalisierung des Unterrichts.

Doch an finanziellen Mitteln allein hängt es nicht. Bei manchen Pilotprojekten ist Seipmann zufolge sehr viel Geld in die Hand genommen worden, doch oft fehlte Schulen das konzeptionelle Verständnis, diese Mittel richtig einzusetzen, erklärt Siepmann.

Ein weiterer Grund sei teilweise die Einstellung der Lehrer. "Gerade Lehrer haben sich bis vor wenigen Jahren sehr lange als Bedenkenträger zum Thema E-Learning aufgestellt", meint der Experte. Das liege daran, dass sie ihre eigene Medienkompetenz häufig zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben weiterentwickeln müssen. Zudem sei es auch eine Generationenfrage. Die nächste Lehrergeneration wird Siepmann zufolge genauso vertraut mit Internet und Computer sein wie die Schüler.

Handys und soziale Netzwerke selten genutzt

Auch Handys und soziale Netzwerke werden bislang nur selten für Bildungszwecke eingesetzt. "Beim 'mobile Learning', dem Lernen über mobile Endgeräte, sind wir noch in einer Pionierphase", erklärt Siepmann. Aber auch international sei die Entwicklung noch nicht sehr weit. Soziale Netzwerke werden jedoch seit drei Jahren in der Weiterbildung verstärkt genutzt. An Hochschulen tauschen sich inzwischen Kursteilnehmer in sogenannten Learning Communities über Unterrichtsinhalte aus. "Aber da wird auch das Vollbild erst in einigen Jahren erreicht", sagt Siepmann.

Was in Schulen bereits teilweise eingesetzt wird, sind Schulbücher mit digitalen Komponenten und Lernsoftware. "Diese Entwicklung wird weitergehen, eine digitale Revolution wird es aber unserer Ansicht nach nicht geben, vielmehr eine allmähliche Weiterentwicklung", sagt Diepgrond.

Allerdings eignet sich E-Learning auch nicht für jeden. So werden Siepmann zufolge einige Lernende überfordert, weil sie zu wenig Begleitung beim Lernprozess bekommen. Deshalb habe sich in der Weiterbildung überwiegend die Methode des "Blended-Learning" durchgesetzt - eine Kombination von Online-Lernen und klassischem Unterricht mit Lehrer.