Nintendo startet "Wii" in Europa - Oft schon ausverkauft
Stand: 08.12.2006
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Hamburg (dpa) - Eigentlich sollte es eine ganz normale Europapremiere ohne großes Tamtam werden - anders als in der Branche oft üblich. Doch dem japanischen Spielehersteller Nintendo und seinen Plänen für die neue Konsole Wii machte zumindest der Spielzeughändler Toys"R"Us einen Strich durch die Rechnung. Bereits am Donnerstag Abend, noch vor dem offiziellen Start am Freitag, lud Toys"R"Us zur "Premierenparty" nach Köln. Ab Mitternacht sollte der Verkauf der ersten Wii-Konsolen an die Fans beginnen. Dafür zog das Unternehmen aus allen deutschen Filialen die Bestände zusammen.
Auch in den Geschäften von Karstadt hatten sich viele Kunden die Wii-Konsole zurücklegen lassen. "Es gehen nicht nur vorbestellte Geräte raus. Bis Freitagabend werden aber wohl keine mehr da sein", sagte Karstadt-Pressesprecher Elmar Kratz. Auch die Elektronikkette Saturn verzeichnete eine "enorme Nachfrage". "Selbstverständlich ist es Saturn ein großes Anliegen, seinen Kunden dieses attraktive Produkt anzubieten. Da wir jedoch von den begrenzten uns zur Verfügung gestellten Liefermengen abhängig sind, waren die Geräte an verschiedenen Standorten schon nach kurzer Zeit ausverkauft." Sowohl Karstadt als auch Saturn erwarten jedoch vor Weihnachten noch Nachlieferungen von Nintendo. Beim Online-Auktionshaus eBay wurde die Wii-Konsole am Freitagvormittag bis zu hundert Euro über dem Listenpreis von 249 Euro gehandelt. Beim Amazon Marketplace boten private Verkäufer das Elektronikspiel sogar für 450 Euro zum Verkauf an.
Schon in New York hatten sich Konsolen-Fans zu Verkaufsbeginn der Wii lange vor Öffnung der Läden in Schlangen vor den Elektronikläden versammelt und geduldig gewartet. Auch in Tokio ging am vergangenen Wochenende pünktlich zur Ladenöffnungszeit der Run auf die begehrten Spielzeuge los - innerhalb eines Tages waren die Geräte ausverkauft, immerhin 400 000 Stück. Mit der Wii ist nach der Xbox 360 in Europa nun die zweite Spielekonsole der neuen Generation verfügbar. Konkurrent und Marktführer Sony musste wegen technischer Probleme die Einführung seiner PlayStation 3 in Europa auf kommendes Jahr verschieben.
Unter den großen Konsolenherstellern herrscht seit Jahren ein erbitterter Kampf um Marktanteile um den lukrativen Spielemarkt. Vor allem die Konsolen der dritten Generation sollen ihre Vorgängermodelle in Leistung und Ausstattung um ein Vielfaches übertreffen. Mit seiner neuen Wii schert Nintendo allerdings aus der traditionellen "Rüstungsspirale" aus: Statt auf noch mehr Leistungsfähigkeit und schnellere Rechenkapazität setzt das japanische Traditionsunternehmen auf neue Spielerfahrungen. Man wolle überhaupt nicht mit Sonys PlayStation 3 konkurrieren, sagt Nintendo- Präsident Satoru Iwata. Geplant ist allerdings, in Sachen verkaufte Stückzahl an dem Rivalen vorbeizuziehen.
"Wenn wir Autos als Metapher nehmen, ging es in unserem Industriezweig stets um die reine PS-Zahl der Motoren", sagt Nintendo-Forschungsleiter Genyo Takeda. "Und das, obwohl nicht alle Autos konzipiert wurden, um in Formel-1-Rennen zu bestehen." Diesen Kreislauf hin zu immer mehr Leistung um jeden Preis will das Unternehmen mit der Wii durchbrechen. Nintendo habe eine deutliche Krise in der Videospiel-Industrie wahrgenommen, sagte Iwata. "Der japanische Videospiel-Markt war zwischen 1997 und 2003 konstant rückläufig, was uns dazu bewegt hat, in eine neue Richtung zu steuern." Vor allem neue Zielgruppen unter den "Noch-Nicht-Spielern" will das Unternehmen für sich gewinnen.
Besonderes Merkmal der Wii, ehemaliger Codename "Revolution", ist seine Spielsteuerung. Mit dem neuartigen kabellosen Controller kann der Spieler über körperliche Bewegung das Spiel steuern. Sportspiele wie etwa Golf oder Tennis, die der Konsole beiliegen, werden zum Beispiel gesteuert, indem der Spieler den Controller wie einen Tennisschläger durch die Luft führt. Ein nahezu unsichtbar am Fernseher angebrachter Sensor &