Bonn - Die Deutsche Telekom steht vor einem neuen Fall von Datenmissbrauch. Nach einem Vorab-Bericht des "stern", der am Donnerstag erscheint, haben sich dubiose Adresshändler Zugriff auf Daten von mehreren tausend Festnetzkunden der Bonner verschafft. In dem Zusammenhang sollen auch Bankverbindungen missbraucht worden sein. Ein Sprecher der Telekom erklärte allerdings, dass es sich bei den Datensätzen nicht um eigene Listen des Bonner Konzerns handele. Erst im Oktober war der Diebstahl von 17 Millionen Kundendaten bei der Mobilfunksparte T-Mobile bekanntgeworden.
"Zwar werden in den Listen Daten von Telekom-Kunden von Ende 2006, Anfang 2007 aufgeführt, teils aber mit anderen Kontonummern oder Geburtsdaten als bei uns verzeichnet", sagte der Telekom-Sprecher. Daneben fänden sich Bankverbindungen für Kunden in den Listen des "stern", die bei der Telekom als Barzahler verzeichnet sind. "Die Listen wurden offenbar von Dritten aus verschiedenen Quellen zur missbräuchlichen Verwendung zusammengestellt." Der Bonner Konzern will nun entsprechende rechtliche Schritte ergreifen.
Für die Telekomkunden hatte der Datendiebstahl dem "stern" zufolge bereits unangenehme Folgen. Einige hätten über Abbuchungen von ihren Bankkonten berichtet, andere erhielten Werbung oder gefälschte Post von verschiedenen Firmen. Dabei sei auch der Internetanbieter Freenet AG unangenehm aufgefallen. So sei auch Geld von Bankkonten zu Gunsten Freenets von Konten abgebucht worden. Der Hamburger Telekomanbieter räumte ein, dass er "über eine geraume Zeit" mit unseriösen Praktiken von Vertriebspartnern zu kämpfen gehabt habe. Es seien inzwischen insgesamt 30 Strafanzeigen gegen einzelne Mitarbeiter und ganze Vertriebsagenturen gestellt worden.
Die Telekom kommt beim Thema Datenschutz seit einiger Zeit nicht mehr aus den Schlagzeilen. Insgesamt ermitteln Staatsanwaltschaften bereits in sieben Fällen des Missbrauchs von Kundendaten der Telekom. Daneben hatte die Telekom selbst in den Jahren 2005 und 2006 Verbindungsdaten überprüfen lassen, um undichte Stellen im Konzern über die Weitergabe von vertraulichen Informationen zu schließen. Neben Journalisten und Aufsichtsräten wurden auch die Verbindungsdaten von Betriebsräten, Mitarbeitern und unabhängigen Dritten ausgespäht, die nichts direkt mit dem Unternehmen zu tun haben.