Neuer Chef für Microsoft: Satya Nadella
Stand: 05.02.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Redmond - Satya Nadella ist der neue Chef von Microsoft und löst Steve Ballmer an der Spitze des Softwarekonzerns ab. Außerhalb des Unternehmens ist der 1967 in der indischen Großstadt Hyderabad geborene Manager bislang nur wenig in Erscheinung getreten. Dabei arbeitet Nadella seit 22 Jahren bei Microsoft und leitete zuletzt das für den Softwarekonzern enorm wichtige Cloud- und Unternehmens-Geschäft.
Der Kontrast könnte nicht größer sein zwischen dem alten und dem neuen Chef von Microsoft. Da war Steve Ballmer, der glatzköpfige Riese, der gern mit schweißgetränktem Hemd über die Bühne polterte. An seine Stelle tritt nun ein Mann der leisen Töne, der Microsoft mehr denn je verändern muss. Satya Nadella ist erst der dritte Firmenchef in der über 30-jährigen Geschichte des Windows-Konzerns. Bisher hielt die Gründer-Generation das Steuer fest in der Hand.
Doch Microsoft steht vor so großen Herausforderungen wie noch nie zuvor. Der Software-Gigant schwimmt zwar nach wie vor in Geld: Allein das vergangene Quartal spülte einen Gewinn von 6,6 Milliarden Dollar in die Kassen. Doch den Großteil verdient Microsoft nach wie vor mit seinen alten Zugpferden: Dem Computer-Betriebssystem Windows und seinen Office-Büroprogrammen. Sie machten das Unternehmen aus Redmond, das als kleine Entwickler-Bude begann, zu einem weltweiten Schwergewicht.
Doch die Zeit, in der klassische Personal Computer den Markt beherrschten, ist vorbei. Inzwischen sind Smartphones und Tablets auf dem Vormarsch. Mit ihnen verbreiten sich Internet-Dienste, bei denen Daten nicht mehr auf dem eigenen Computer, sondern in Rechenzentren gespeichert und von überall abgerufen werden können. Microsoft ist zwar im Geschäftskundenbereich erfolgreich, tut sich aber schwer, bei Tablets und Smartphones Fuß zu fassen.
Der Smartphone-Markt wird von Googles Betriebssystem Android beherrscht, bei den Tablets ist Apple mit seinem iPad der größte Spieler. Im Internet-Geschäft versenkte Microsoft über die Jahre viele Milliarden - und muss dennoch zusehen, wie Google mit seiner Suchmaschine die Werbegelder abräumt. Die Spielekonsole Xbox ist ein Lichtblick für Microsoft, aber weit davon entfernt, die Geldmaschine Windows ersetzen zu können. Diese Baustellen erbt der 46-jährige Nadella von seinem Vorgänger Ballmer.
Es ist nicht so, dass Ballmer die Probleme nicht sah. Gründer Bill Gates holte ihn schon 1980 als Verkaufstalent zu Microsoft und vertraute ihm später sein Lebenswerk an. Doch der bullige 57-Jährige war zum Schluss frustriert über das langsame Tempo, in dem er den von ihm selbst mitgebauten Riesentanker Microsoft wenden konnte. Er habe sich zum Schluss immer häufiger gefragt, ob er nicht Teil des Problems sei, vertraute Ballmer in einem ungewöhnlich offenen Interview dem "Wall Street Journal" an. Wollte er etwa kurze Berichte von seinen Mitarbeitern haben, verstanden sie die Welt nicht mehr, weil er doch immer Wert auf ausführliche Tabellen gelegt habe.
Nadella muss sich in einer Kultur beweisen, die nach Auskunft mancher ehemaliger Manager von Grabenkämpfen zwischen einzelnen Bereichen geprägt ist. Und mit dem ehemaligen Nokia-Chef Stephen Elop hat er an seiner Seite einen Top-Manager sitzen, der sich bis vor kurzem selbst Hoffnungen auf den Spitzenjob machen konnte.
So scheint es kein Zufall zu sein, dass Gründervater Gates, der seine Zeit zuletzt vor allem dem Kampf gegen Krankheiten in der Dritten Welt widmete, noch einmal eine aktivere Rolle in dem Konzern übernehmen soll. Sicher, auch bisher konnte keine wichtige Entscheidung an Gates vorbei getroffen werden. Jetzt will er aber häufiger in den Maschinenraum steigen und Nadella bei der Entwicklung neuer Produkte und Technologien unterstützen.
Der Neue macht unterdessen deutlich, dass er vor allem nach vorn blicken will. "Wir hatten große Erfolge mit Windows. Wir hatten große Erfolge mit Office. Aber nun zählt, was wir als nächstes machen werden", sagte er vor einigen Wochen bei der Internet-Konferenz LeWeb in Paris. In seiner Antritts-E-Mail legte er die Messlatte hoch: Es gehe darum, sich das Unmögliche vorzustellen - und umzusetzen.