Netzagentur: 60 Prozent der Haushalte nutzen Breitbandanschluss
Stand: 14.12.2009
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Bonn - Deutschland befindet sich nach Aussagen des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, in Europa bei der Breitbandabdeckung auf der Überholspur. "60 Prozent der Haushalte nutzen einen Breitbandanschluss. Wir haben inzwischen alle großen Flächenländer wie Frankreich, England, Spanien und Italien beim Breitbandwachstum überholt und liegen weit über dem europäischen Durchschnitt", sagte Kurth bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts 2008/2009 für den Telekommunikationsbereich. "Nur kleinere Mitgliedsländer wie Luxemburg, Holland und Dänemark haben pro Kopf der Bevölkerung mehr Breitbandanschlüsse."
Die Entwicklung im Breitbandmarkt ist weiterhin durch Wachstum gekennzeichnet, wenngleich sich die Dynamik der letzten Jahre deutlich abgeschwächt hat. Auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 wuchs die Zahl der vermarkteten Breitbandanschlüsse, wenn auch deutlich geringer als in den Vorjahren. 2008 wurden 3 Mio. neue Breitbandanschlüsse vermarktet, das waren 1,6 Mio. Neuschaltungen weniger als im Vorjahr. Für 2009 ist mit einem ähnlichen absoluten Zuwachs zu rechnen. Ende des ersten Halbjahres 2009 gab es insgesamt 24,1 Mio. Breitbandanschlüsse.
"Die abflachende Wachstumskurve dürfte weniger der Wirtschaftkrise geschuldet sein als mehr der Tatsache, dass sich die Nachfrage nach Breitbandanschlüssen langsam der Sättigungsgrenze nähert. Die Breitbandpenetration bezogen auf die Zahl der Haushalte liegt derzeit schon bei über 60 Prozent", erläuterte der Präsident. Die DSL-Technik ist dabei in Deutschland nach wie vor die überragende Breitbandanschlusstechnik. Gut 91 Prozent aller Breitbandanschlüsse sind DSL-Anschlüsse. Die Zahl der Breitbandanschlüsse via TV-Kabel wird bis Jahresende voraussichtlich auf insgesamt 2,4 Mio. Anschlüsse steigen.
"Die zunehmende Attraktivität der TV-Kabelanschlüsse ist auf die zügige Netzmodernisierung zurückzuführen. Etwa 24 Mio. Haushalte können bei einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis Internetzugänge und VoIP-Dienste über die TV-Kabelinfrastruktur nutzen. Die Technik ermöglicht durchgängig sehr hohe Bandbreiten", erklärte Kurth.
"Nicht zuletzt dank der starken Zuwächse bei den TV-Kabelanschlussanbietern konnten die Wettbewerber der Deutschen Telekom insgesamt ihre Marktanteile bezogen auf sämtliche Breitbandanschlüsse weitgehend stabil halten. Seit 2007 halten sie einen Marktanteil von etwa 53 Prozent. Dies ist ein Ergebnis, das auch im Hinblick auf den sich langsam sättigenden Markt als ein Erfolg zu werten ist. Die Erfolge der TV-Kabelanschlussanbieter auf den Breitbandmärkten gingen vor allem zu Lasten der alternativen DSL Anschlussanbieter, nicht der Deutschen Telekom", so der Präsident weiter.
Die erfreuliche Wettbewerbsentwicklung auf den Breitbandanschlussmärkten und im Breitbandbereich insgesamt ist nach wie vor beinahe ausnahmslos auf das Vorhandensein regulierter und freiwillig angebotener Vorleistungsprodukte zurückzuführen. Deshalb konzentriert sich Regulierung im Breitbandbereich auf die Vorleistungsprodukte. In Deutschland gibt es mit dem Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL), Breitband-Zuführungsprodukten, Bitstromzugang sowie Resale vier bedeutende Gruppen von Vorleistungsprodukten. Diese breite Palette an Vorleistungsprodukten versetzt wettbewerbliche Anbieter in die Lage, auf allen Stufen der Wertschöpfungskette Geschäftsmodelle aufzusetzen. Für die Anschlussmärkte ist der Zugang zur TAL mit Abstand das nach wie vor bedeutendste Vorleistungsprodukt. Mit weitem Abstand folgen Resale und Bitstromzugang.
Sowohl bei der Deutschen Telekom AG (DT AG) als auch den Wettbewerbern ist eine Zunahme der Investitionen im Bereich der Telefonanschlüsse zu verzeichnen. "Das Investitionsvolumen im Festnetzbereich hat sich deutlich erhöht. Während im Zeitraum von 2003 bis 2006 jeweils zwischen 3 und 4 Mrd. Euro pro Jahr investiert wurden, ist das Investitionsvolumen in den Jahren 2007 und 2008 auf jährlich 5 Mrd. Euro gestiegen. Hierzu haben auch unsere verlässlichen Entscheidungen beigetragen. Durch die richtigen Preissignale wurden die erforderlichen Voraussetzungen für Investitionsentscheidungen der alternativen Netzbetreiber geschaffen", betonte Matthias Kurth.
Alternative Anbieter sind zunehmend in der Lage, ihren Kunden Komplettangebote "aus einer Hand" zu offerieren. Diese Entwicklung findet ihren Niederschlag insbesondere auch in einer Erhöhung der Wettbewerbsintensität auf dem Markt für Telefonanschlüsse, auf dem die Wettbewerber ihren Anteil in den vergangenen drei Jahren von 13 Prozent auf deutlich über 30 Prozent steigern konnten.
Deutliche Zuwachsraten sind dabei insbesondere im Bereich Kabel-TV-Infrastruktur für die Telefonie zu verzeichen. Während im Jahr 2006 erst 0,3 Mio. Sprachzugänge auf diese Weise realisiert wurden, hat sich deren Anzahl innerhalb von nur drei Jahren auf voraussichtlich knapp 2,4 Mio. nahezu verachtfacht.
Auch der Mobilfunkmarkt ist durch intensiven Wettbewerb gekennzeichnet. Den beiden kleineren Netzbetreibern ist es dank günstiger und innovativer Angebote gelungen, ihren Marktanteil - gemessen an der Zahl der Kunden - seit 2002 von ca. 20 Prozent auf über 30 Prozent zu steigern. Die Preise bei Mobilfunkdiensten sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Dies ist u. a. daran abzulesen, dass die Umsätze der Mobilfunkanbieter zwischen 2003 und 2008 nahezu unverändert geblieben sind, während sich das abgehende Verkehrsvolumen im gleichen Zeitraum um 145 Prozent erhöht hat.
Die Teilnehmerzahl im Mobilfunk ist seit 2008 nicht mehr so stark gewachsen wie in früheren Jahren und nähert sich der Sättigung. Zum Ende des dritten Quartals lag die Teilnehmerzahl bei 108 Mio., so dass auf jeden Einwohner etwa 1,3 SIM-Karten entfallen. Die Anzahl der Kunden von Discountanbietern steigt allerdings weiter. Während Ende 2007 nur etwa 12 Mio. Kunden diesem Segment zuzurechnen waren, gab es zum Ende des ersten Quartals 2009 bereits mehr als 20 Mio. Kunden, was einem Marktanteil von fast 20 Prozent entspricht. Vor allem die Netzbetreiber erreichen über verbundene Unternehmen und Zweitmarken, die günstige und übersichtliche Tarife anbieten, immer mehr Kunden.
Während bei den Teilnehmerzahlen Sättigungseffekte deutlich werden, ist beim mobil abgewickelten Gesprächsvolumen ein deutliches Wachstum zu beobachten. So hat sich die Anzahl der (abgehenden) Verbindungsminuten zwischen 2005 und 2008 verdoppelt. Dies verdeutlicht die zunehmende Festnetz-Mobilfunk-Substitution. Der Anteil der mobilen Verbindungen am gesamten Gesprächsvolumen hat sich kontinuierlich von 14 Prozent im Jahr 2004 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2008 mehr als verdoppelt.