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Netflix: Kundenverlust dank Serie "Stranger Things" geringer als erwartet

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Im ersten Halbjahr 2022 tat sich der Videostreaming-Dienst Netflix schwer, die Kunden zu halten. Besonders eine Hitserie konnte im zweiten Quartal aber einen stärkeren Kundenrückgang verhindern. Der Ausblick bleibt jedoch verhalten. Netflix will daher mit Traditionen brechen, um dem Geschäft mehr Schwung zu geben.

Hitserien bremsen Kundenrückgang bei Netflix

Netflix hat im zweiten Quartal dank Serienhits wie "Stranger Things" nicht so schlecht wie befürchtet abgeschnitten. Die Nutzerzahlen sanken in den drei Monaten bis Ende Juni um 970.000 Bezahlabos. Damit setzte sich der Kundenschwund zwar fort, blieb aber unter dem von Netflix selbst erwarteten Minus von zwei Millionen Abo-Kunden. Insgesamt lag die Zahl der bezahlten Nutzerkonten des Videostreaming-Marktführers weltweit zur Jahreshälfte bei knapp 221 Millionen.

Netflix erwartet im dritten Quartal Zuwachs von einer Million Nutzer

Der Ausblick bleibt jedoch verhalten. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix zwar wieder mit einem Zuwachs von rund einer Million Nutzer. Doch Analysten hatten mehr erwartet. Der Umsatz legte im abgelaufenen Quartal im Jahresvergleich um 8,6 Prozent auf 8,0 Milliarden Dollar zu. Unterm Strich verdiente Netflix 1,44 Milliarden Dollar, vor einem Jahr waren es 1,35 Milliarden gewesen. Das Betriebsergebnis sank jedoch um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar, wie Netflix am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte.

"Stranger Things" erneut erfolgreich

Punkten konnte Netflix im jüngsten Quartal besonders mit "Stranger Things". Die vierte Staffel der Serie war die populärste, die der Streaming-Dienst nach eigenen Angaben je ausgestrahlt hat - zumindest in englischer Sprache. Dennoch tat sich das Unternehmen gerade in seinen etablierten und von verschärfter Konkurrenz durch Rivalen wie Disney oder HBO geprägten Märkten schwer. In den USA und Kanada verlor Netflix binnen drei Monaten 1,3 Millionen Kunden. Dafür gab es in der Asien-Pazifik-Region - auch dank Preissenkungen in Indien - gute Zuwächse.

Künftig nicht mehr alle Serienepisoden direkt verfügbar?

Bei Anlegern kam der Quartalsbericht gut an, die Aktie legte zum Auftakt des vorbörslichen Handels am Mittwoch um gut sieben Prozent zu. Doch für die Führungsriege um Gründer und Co-Chef Reed Hastings bleiben viele Baustellen. Nach dem schwachen ersten Halbjahr steht bei Netflix vieles auf dem Prüfstand, auch langjährige Traditionen. So brachte der Video-Dienst bei den jüngsten Staffeln seiner Hit-Serien "Stranger Things" und "Ozark" nicht mehr wie früher üblich alle Folgen auf einmal heraus. Das verlängert die Zeit, die Fans einer Serie Kunden bleiben müssen - und Rivalen wie Disney+ veröffentlichen standardmäßig nur eine Folge wöchentlich.

Netflix-Variante mit Werbung startet voraussichtlich Anfang 2023

Auch bei einem noch größeren Tabu hat Hastings bereits klein beigegeben: Angesichts der schwachen Entwicklung der Nutzerzahlen wird Netflix eine günstigere Version seines Streaming-Dienstes mit Werbeclips anbieten. Eigentlich hatte Hastings diese Strategie stets abgelehnt. Als Tech-Partner für die Entwicklung eines solchen Modells wählte Netflix jüngst den Software-Riesen Microsoft. Die Werbevariante soll voraussichtlich Anfang 2023 anlaufen, zunächst in "einer Handvoll von Märkten".

Netflix-Manager wichen in einem Videointerview nach Vorlage Fragen dazu aus, wie hoch aus ihrer Sicht der Anteil der Nutzer in der günstigeren Variante mit Werbung werden könnte. Co-Chef Ted Sarandos räumte zugleich ein, dass nach aktuellem Stand das Angebot die weitaus meisten, aber nicht alle Inhalte auf der Plattform umfassen könnte. Über den Rest werde mit Studios verhandelt, aber nicht alles werde verfügbar sein.

Netflix geht gegen Teilen von Passwörtern vor

Zudem will Netflix bald anfangen, konsequent gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen. Nach Schätzung des Dienstes fahren mehr als 100 Millionen Haushalte auf fremden Netflix-Abos mit. Im kommenden Jahr solle eine Lösung starten, um auch von ihnen Geld zu bekommen. Aktuell testet Netflix unter anderem in Argentinien, Honduras und Guatemala die Möglichkeit, zusätzliche Haushalte bei einem Abo dazuzubuchen. Zum Ausbau des Angebots kündigte Netflix den Kauf des Animations- und Spezialeffekte-Studios Animal Logic an, das unter anderem am "Lego Movie" mitarbeitete.