Nach Zugeständnissen - Google entkommt Kartellklage
Stand: 18.12.2012
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Washington - Laut Medienberichten wird die US-Regierung nun doch keine Wettbewerbsklage gegen Google anstrengen. Nach einigen freiwilligen Zugeständnissen des Internet-Konzerns könne das seit rund zwei Jahren laufende Ermittlungsverfahren noch diese Woche eingestellt werden, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag. Der am schwersten wiegende Vorwurf der Konkurrenten, Google habe sie bei den Suchergebnissen zugunsten eigener Dienste benachteiligt, sei vom Tisch, schrieb die "New York Times".
Zu den Zugeständnissen gehöre, dass Google weniger auf Restaurant-Bewertungen oder Reiseberichte anderer Websites zurückgreifen werde, berichteten die Website "Politico" und die "New York Times". Spezialanbieter wie etwa Yelp hatten Google eine Trittbrettfahrer-Mentalität vorgeworfen, weil ihr frei zugängliches Material direkt in Angeboten des Internet-Konzerns angezeigt wurde, ohne dass der Anwender zu der Webseite wechseln musste, woher die Informationen eigentlich stammten. Zudem solle der Wechsel von Werbekampagnen mit den gesamten Daten-Paketen zu anderen Suchmaschinen erleichtert werden. Google werde auch keine exklusiven Deals zur Nutzung nur seiner Suchmaschine auf Websites mehr abschließen. Offizielle Angaben gab es nicht.
Zuletzt hatte sich Google-Chef Larry Page laut Medienberichten persönlich in die Verhandlungen mit den US-Wettbewerbshütern eingeschaltet. Laut früheren Informationen hatte der Chef der Handelskommission FTC, Jon Leibowitz, Google zwar mit einer Wettbewerbsklage gedroht und Zugeständnisse eingefordert. Allerdings habe es in der Behörde erhebliche Bedenken mit Blick auf die Erfolgsaussichten einer solchen Klage gegeben. Zuvor hatte es bereits geheißen, die FTC neige zu einer Klage. Die Google-Aktie legte im frühen New Yorker Handel am Montag um rund 1,5 Prozent zu.
Google hat in den USA mit einem Marktanteil von schätzungsweise 67 Prozent eine dominierende Position im Suchmaschinen-Geschäft. Eine Klage gegen Google in den USA wäre der größte Wettbewerbsfall in der IT-Branche seit dem Vorgehen der US-Regierung gegen Microsoft in den 90er Jahren. Der Windows-Riese Microsoft, der mit seiner Suchmaschine Bing bisher vergeblich um Anschluss an Google kämpft, zählte zu den Wettbewerbern, die das Wettbewerbsverfahren ausgelöst hatte. Auch am Montag forderte die Wettbewerber-Allianz Fairsearch.org, zu der auch Microsoft gehört, die Kartellwächter sollten hart gegen Google durchgreifen. Google erwiderte auf die Vorwürfe stets, man mache einen Dienst für Nutzer und nicht für andere Suchmaschinen.
Sollte sich die FTC tatsächlich gegen eine Klage entscheiden, wäre für Google das Kartell-Thema aber noch nicht endgültig vom Tisch. Der Internet-Konzern wird nämlich auch in Europa von der EU-Kommission in einer Wettbewerbsuntersuchung unter die Lupe genommen. In Europa liegt der Marktanteil von Google noch höher als in den USA. In Deutschland werden sogar rund 95 Prozent aller Suchanfragen von Google bedient.
Im Rahmen der Einigung mit den US-Kartellwächtern muss Google wohl auch seinen Umgang mit den Patenten verändern, die zum Grundstock von technischen Standards gehören. Hier werde Google nicht um eine schriftliche Verpflichtung herumkommen, hieß es. Bei der Untersuchung geht es um den Vorwurf, dass Google Konkurrenten die Lizenzierung solcher Patente aus dem Arsenal des übernommenen Handy-Herstellers Motorola vorenthalten und vor Gericht gegen seine Wettbewerber eingesetzt habe. Google werde sich verpflichten müssen, Lizenzen für diese Standard-Patente zu fairen Konditionen zu vergeben - was ohnehin in der Branche üblich ist.