Hamburg/Büdelsdorf - Freenet hat weiterhin mit dem unerbittlichen Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt zu kämpfen. Analysten erwarten für das dritte Quartal auch auf vergleichbarer Basis einen deutlichen Umsatzrückgang. Nach den jüngsten Aussagen von Freenet-Chef Christoph Vilanek dürfte sich das auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Hauptthema ist aber nach wie vor der Strato-Verkauf: Nach Meinung einiger Analysten könnte der Abschluss des Geschäfts mit den Quartalszahlen bekannt gegeben werden. Die am 11. November erwarteten Quartalszahlen dürften insgesamt ein gemischtes Bild liefern.
In dem Bericht wird neben dem DSL-Geschäft auch der zum Verkauf stehende Webhoster Strato zum ersten Mal als nicht fortgeführtes Geschäft gebucht. Analysten rechnen mit einem Verkaufserlös um 300 Millionen Euro. Als letzte Bieter gelten die Telekom und der Internetdienstleister United Internet . Das Geld will Freenet einzig dazu nutzen, seinen Schuldenberg aus der Debitel-Übernahme abzutragen. Zur Jahresmitte beliefen sich die Verbindlichkeiten noch auf 1,24 Milliarden Euro.
Vilanek will den Verkauf von Strato schnell abhaken, um sich auf das Kerngeschäft Mobilfunk konzentrieren zu können. "Wir haben uns dieses Jahr stark mit uns selbst beschäftigt", räumte der Freenet-Chef vor kurzem in einem Interview ein. Gleichzeitig sind die Wachstumsaussichten für den Mobilfunkanbieter nicht gerade rosig.
Besonders deutlich wird das beim Umsatzrückgang im abgelaufenen Quartal: Um zwölf Prozent auf rund 890 Millionen Euro sehen die zehn von dpa-AFX befragten Analysten die Erlöse sinken. Wie andere Mobilfunkanbieter leidet Freenet unter dem allgemeinen Preisdruck in der Branche, hinzu kommt die Verbreitung von Discount-Tarifen mit besonders niedrigen Preisen. Die anziehende Nachfrage nach mobilen Breitbandpaketen kann dies noch nicht ausgleichen.
Außerdem dürfte Freenet zwischen Juli und September auch wieder Kunden verloren haben. Commerzbank-Analystin Heike Pauls erwartet aber wie einige ihrer Kollegen etwas geringere Kundenverluste als noch im zweiten Quartal. Freenet versucht sich von wenig ertragreichen Kunden zu trennen, um seine Umsätze je Kunde (ARPU) zu steigern. Das dürfte dem Mobilfunkanbieter im dritten Quartal nach Meinung von UniCredit-Analyst Thomas Friedrich und anderen Analysten auch geglückt sein.
Der Gewinn dürfte nach wie vor durch den Konzernumbau, also die Debitel-Integration, gedrückt werden. Im Vergleich zu den Vorquartalen dürfte sich das operative Ergebnis aber dank höherer Synergien und niedriger Einmalbelastungen aus der Integration verbessert haben. Den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sehen die Analysten um 16 Prozent auf 82,6 Millionen Euro sinken. Die EBITDA-Prognose für das Gesamtjahr von rund 405 Millionen Euro sehen die Experten nicht in Gefahr. Sie gehen aber davon aus, dass der Wert wegen des Wegfalls von Strato um 30 bis 35 Millionen Euro gesenkt wird. Unterm Strich gehen die Schätzungen für das Quartal weit auseinander, die meisten Analysten erwarten aber schwarze Zahlen.
Mit dem möglichen Schuldenabbau durch den Strato-Verkauf steigt aber die Chance der Aktionäre auf eine Dividende. Vilanek hatte zuletzt betont, eine Ausschüttung hänge vom Verschuldungsgrad des Unternehmens ab. "Wir sehen uns eher als Dividendenpapier", sagte der Freenet-Chef.