Berlin (dpa) - Das Mobilfunkunternehmen mobilcom will die geplante Verschmelzung mit der Internet-Tochter freenet in den kommenden Monaten vorantreiben. Die künftige gemeinsame Gesellschaft werde neben der Telekom der einzige Komplettanbieter von Telekommunikationsdienstleistungen in Deutschland sein, sagte Vorstandschef Thorsten Grenz am Freitag auf der Hauptversammlung in Berlin. Im August soll dazu ein ausserordentliches Aktionärstreffen stattfinden. Derzeit hält mobilcom mit seinen bundesweit mehr als 4,5 Millionen Kunden rund 53 Prozent der freenet-Anteile.
Zugleich forderte Grenz, die Anträge mehrerer Aktionäre auf eine Schadensersatzklage gegen den Grossaktionär France Télécom abzulehnen. Die Gruppe um den ehemaligen Vorstandschef und Firmengründer Gerhard Schmid wirft den Franzosen vor, Finanzzusagen zum Ausbau eines UMTS-Netzes in Milliardenhöhe nicht eingehalten zu haben. Der Ex-Milliardär musste inzwischen Privat-Insolvenz anmelden. Schmid erschien zur Hauptversammlung mit Ehefrau Sybille Schmid- Sindram sowie dem Rechtsanwalt und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki.
Zum Stand der Gespräche mit dem freenet-Vorstand machte Grenz keine näheren Angaben. Auch zu einem möglichen Umtauschverhältnis der
Aktien äusserte sich der mobilcom-Chef nicht. Die Gespräche seien noch in einer "relativ frühen Phase". "Wir erwarten, dass wir etwa Ende Mai/Anfang Juni weiter sein werden." Der Verschmelzung müssen die Hauptversammlungen beider Unternehmen mit Drei-Viertel-Mehrheit zustimmen.
Schadensersatzansprüche gegen den grössten Einzelaktionär France Télécom (29,1 Prozent) wies Grenz zurück. Er warf Vorgänger Schmid vor, das Unternehmen in eine "sinnlose rechtliche Auseinandersetzung" zwingen zu wollen. Mit Hilfe von France Télécom hatte Schmid im Jahr 2000 rund 8,4 Milliarden Euro für eine UMTS-Lizenz gezahlt. Die Franzosen entzogen später jedoch ihre Unterstützung. Einem Zusammenbruch entging
mobilcom nur knapp.
Der Firmengründer, gegen den mehrere Ermittlungsverfahren laufen, verfügt nach eigenen Angaben heute über keinerlei mobilcom-Aktien mehr. Seine Frau hält jedoch knapp fünf Prozent des Kapitals. Kubicki bestätigte am Rande der Hauptversammlung, dass er ebenfalls zahlreiche mobilcom-Aktien besitzt. Die Aussprache sollte bis in den Abend dauern.
Der Umsatz von mobilcom lag im vergangenen Jahr bei 1,9 Milliarden Euro. Für die Mobilfunksparte rechnet der Vorstand mit einem Zuwachs von 50 Prozent beim operativen Gewinn (EBITDA) auf 60 Millionen Euro. Die Kundenzahl soll auf 4,8 Millionen steigen.