Milliardär Icahn startet Machtkampf mit Yahoo!-Spitze: Offener Brief
Stand: 15.05.2008
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New York (dpa) - Knapp zwei Wochen nach der spektakulär geplatzten Milliardenübernahme durch Microsoft steht der Internet-Konzern Yahoo! vor einem offenen Machtkampf. Der streitbare US-Milliardär Carl Icahn will Yahoo! doch noch zur Annahme des Angebots zwingen und ist dazu mit massiven Aktienkäufen bei dem Unternehmen eingestiegen. Die Yahoo!-Führung habe mit ihrer Ablehnung einer Übernahme das Vertrauen der Aktionäre verloren, schrieb der Großaktionär in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an den Yahoo!-Verwaltungsrat.
Microsoft hatte Anfang Mai eine zuletzt auf 47,5 Milliarden Dollar (31 Mrd Euro) erhöhte Offerte für Yahoo! zurückgezogen. Die Parteien konnten sich nicht auf einen Preis einigen. Es sei "unverschämt", dass der Verwaltungsrat das Angebot Microsofts den Aktionären nicht zur Abstimmung vorgelegt habe, kritisierte Icahn. Nach wie vor ist jedoch nicht bekannt, ob der Windows-Konzern sein Angebot erneuern würde.
Icahn nannte die letzte Microsoft-Offerte von 33 Dollar je Aktie in seinem Brief die "deutlich höherwertige Alternative" als eine weitere Selbstständigkeit von Yahoo!. Gemeinsam seien Microsoft und Yahoo! stark genug, um mit dem Suchmaschinenriesen Google zu konkurrieren. Google dominiert den lukrativen Zukunftsmarkt mit Werbeanzeigen rund um die Internet-Suche. Die Yahoo!-Aktie stieg nach Vortagesgewinnen auch am Donnerstag zum Handelsstart um rund zwei Prozent auf 27,70 Dollar.
Der Verwaltungsrat wird bei der Hauptversammlung am 3. Juli neu gewählt. Als Kandidaten nominierte sich der 72-Jährige Icahn selbst sowie enge Vertraute. Über das Gremium könnte der Milliardär Yahoo!-Chef Jerry Yang zur Annahme des Angebots drängen oder dessen Ablösung betreiben. Yahoo! wiederum könnte dem Investor als Kompromiss einige Sitze im Verwaltungsrat anbieten, um die sich nun abzeichnende totale Konfrontation abzuwenden.
Über die Absage von Yahoo! an Microsoft hatten sich auch weitere Großaktionäre geärgert und die Führung öffentlich kritisiert. Gegen den Konzern laufen deshalb bereits Klagen vor Gericht. Eine Reihe von Anteilseignern habe Icahn zur Machtprobe gedrängt, hieß es in US-Medien. Über die Offensive des neuen Großaktionärs war zuvor schon spekuliert worden.
Icahn erreichte bereits bei einer Reihe von Unternehmen Fusionen und Verkäufe. Zuletzt setzte er den angeschlagenen Telekomausrüster Motorola massiv unter Druck, bis der US-Konzern die Abspaltung seiner Handy-Sparte ankündigte und Icahn Verwaltungsratssitze einräumte. Der aggressive Geschäftsmann scheiterte aber auch schon mit Attacken: Am Medienkonzern Time Warner biss er sich einst die Zähne aus.