Mehr Platz in der Box: Die Bezahl-Varianten der Online-Maildienste
Stand: 20.08.2008
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München/Hamburg (dpa/tmn) - Zum Verschicken und Empfangen von E-Mails gibt es Programme wie Outlook und Thunderbird. Oder der Nutzer legt sich eine Adresse bei einem Dienst im Netz zu und erledigt die Korrespondenz komplett online - hat er eine Flatrate, kostet das ja nicht zusätzlich. Neben den kostenfreien Basisversionen der Dienste gibt es meist auch Bezahl-Varianten, die einiges an Mehrwert versprechen. Bleibt die Frage: Lohnt sich die Investition?
Für Unentschlossene gibt es mitunter Test-Accounts, die allerdings zu regulären und damit kostenpflichtigen werden, wenn der Nutzer sie nicht kündigt. "Die Kündigung vergisst man leicht, deshalb würde ich davon Abstand nehmen", sagt Peter Knaak, Computerexperte der Stiftung Warentest in Berlin - "ganz oder gar nicht" sollte das Motto lauten.
Was haben die Bezahl-Varianten zu bieten? "In der Regel sind ihre Oberflächen werbefrei", sagt Weidemann. Zwar sieht der Anwender beim Ausloggen unter Umständen Verkaufsbotschaften, dafür sind die Mails selbst frei von Werbung. "Das ist wichtig, wenn man den Account auch beruflich nutzen will", sagt Christiane Hornig von der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift "Computer Bild". Bei den Umsonst-Versionen hängt der E-Post dagegen meist unten eine Werbebotschaft an.
Vielleicht noch wichtiger für Anwender sind der im Vergleich zu den Basisversionen viel üppigere Speicherplatz und die Möglichkeit, größere Attachments zu verschicken. Beim Web.de Club für 5 Euro pro Monat etwa ist der Speicher für Mails, Fotos und andere Dateien sogar unbegrenzt. Die Anhänge dürfen 50 Megabyte (MB) groß sein. "Bei unserem normalen Freemail gibt es 12 MB Speicherplatz und 4 MB für die Anhänge - nur derzeit lassen wir wie beim Club 50 MB große Anhänge zu", sagt Sprecher Michael d’Aguiar in Karlsruhe.
Anderswo sind die Unterschiede beim Speicher weniger eklatant. So ist das Gratis-GMX-Postfach immerhin ein Gigabyte (GB) groß, während das kostenpflichtige ProMail fünf GB bietet. Allerdings sind hier die Kosten pro Monat mit 2,99 Euro auch niedriger als bei Web.de. Das kostenlose freenet Mail Basic bietet 50 MB, die Plus-Variante (2,49 Euro) fünf GB. Aber auch das reicht aus, um das Mailfach als eine Art virtuelle und quasi von jedem Rechner aus zugängliche Festplatte für Fotos und andere Dateien zu verwenden.
Ein weiteres Plus der Bezahl-Versionen ist der wirksamere Spam- und Virenschutz. "Beim Spamschutz hat man oft Einstellungsmöglichkeiten, die man als Nutzer eines kostenfreien Dienstes nicht hat - zum Beispiel "mittlere" oder "hohe" Sicherheit", sagt Christiane Hornig. Dagegen ließen sich die Virenschilder in der Regel nur auf- oder zuklappen.
"Oft gibt es weitere Extras wie Frei-SMS oder -Faxe", sagt Hornig. Bei Web.de kann der Nutzer über sein Club-Postfach 19 zusätzliche E-Mail-Adressen abwickeln. Außerdem gibt es einen Kinderschutz: Der Nachwuchs darf Post nur von Adressen empfangen, die die Eltern vorher auf eine "Whitelist" gesetzt und damit freigegeben haben.
Ist es nun sinnvoll, sich ein kostenpflichtiges Online-Mailfach zuzulegen? "Gerade bei den großen Anbietern kriegt man schon einiges geboten für sein Geld", urteilt Tobias Weidemann von der "PC Welt". Und gerade für Nutzer, deren Gratis-Box ständig überquillt und die häufig E-Mails mit großen Anhängen verschicken wollen, sind die paar Euro pro Monat nach Christiane Hornigs Worten sicher gut angelegt.
Doch die Experten schicken ein Aber hinterher: Der bessere Schutz gegen Viren etwa ist laut Hornig nur bedingt ein Argument: "Da sollte man sich nicht auf seinen E-Mail-Anbieter verlassen." Und von den Extras gibt es nach Weidemanns Worten viele auch anderswo - und zwar oft kostenlos: "Sie können ihre Fotos auch bei Flickr oder Picasa speichern." Und eine virtuelle Festplatte, auch Smartdrive genannt, zum Nulltarif gebe es etwa bei Humyo.com. "Generell kann man deshalb sagen: Man sollte es sich gut überlegen, ob man ein kostenpflichtiges Mailfach braucht."