Mehr Online-Betrug und Internet-Kriminalität
Stand: 29.08.2014
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Berlin - Laut Bundeskriminalamt steigt die Zahl der Diebstäle von digitalen Identitäten. Internetkriminelle erbeuten dabei vertrauliche Daten und räumen Konten leer.
Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 4096 Fälle, in denen sich Betrüger über sogenanntes Phishing Zugang zu Bankkonten verschafften, wie aus dem am Mittwoch vorgelegten "Bundeslagebild 2013" des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht. Das ist ein Anstieg um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Pro Fall sei ein durchschnittlicher Schaden von rund 4000 Euro entstanden.
Kriminelle verbessern ihre Schadsoftware
"Die Cyberkriminellen reagieren professionell und flexibel auf neue Sicherheitsstandards und passen ihre Methoden schnell den geänderten Rahmenbedingungen an", erklärte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Nachdem sich 2012 die Zahl der Phishing-Fälle beim Online-Banking wegen verbesserter Sicherheitsstandards nahezu halbiert hatte, haben Internetbetrüger laut BKA-Bericht ihre Schadsoftware verbessert. Selbst das bisher als sicher geltende mobile Tan-Verfahren werde ausgenutzt.
Betrüger kommen an sensible Daten
Beim mTan-Verfahren werden Überweisungen am Computer in Auftrag gegeben, anschließend wird eine Transaktionsnummer (Tan-Nummer) per SMS auf das Handy des Kunden geschickt. Erst wenn eine Überweisung mit dieser Nummer bestätigt wird, transferiert die Bank das Geld. An diese Daten kommen Betrüger durch Schadsoftware für Smartphones und andere mobile Geräte, wie aus dem BKA-Bericht hervorgeht. Im vergangenen Jahr seien verschiedene Varianten solcher Schadsoftware "für die meisten Betriebssysteme" aufgespürt worden
Vermehrt digitale Erpressung
Auch digitale Erpressung nimmt zu. 2013 seien 6754 Fälle mit sogenannter "Ransomware" registriert worden, erklärte das BKA. Dem Nutzer eines mit Schadsoftware infizierten Computers werde dabei beispielsweise über eine eingeblendete Meldung vorgetäuscht, der PC sei "im Zusammenhang mit verschiedenen strafbaren Handlungen in Erscheinung getreten und deshalb gesperrt worden". Dem Besitzer werde dann die Möglichkeit angeboten, den Computer mit einer Zahlung von 100 Euro wieder zu entsperren. Die Zahlung erfolge in der Regel über digitale Dienstleister, so dass der Geldtransfer anonym bleibe.
Über 40 Millionen Euro Schaden
Unter dem Begriff Cybercrime werden in der Kriminalstatistik Straftaten erfasst, die mittels moderner Informationstechnik begangen werden oder sich gegen das Internet und Datennetze richten. Phishing-Fälle und digitale Erpressung werden gesondert registriert. Die Zahl der Fälle von Cybercrime stieg laut BKA im vergangenen Jahr um rund ein Prozent auf etwa 64.400. Die registrierten Schäden, die hier allein durch Computerbetrug und den Betrug mit Zugangsdaten zu Kommunikationsdiensten verursacht werden, liegen mit 42,6 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. In mehr als 257.000 Fällen sei das Internet "als Tatmittel" registriert worden, ein Anstieg um zwölf Prozent.
"Unternehmen, staatliche Stellen oder auch Privatpersonen - jeder kann Opfer von Cybercrime werden", erklärte BKA-Chef Ziercke. Zur Bekämpfung sei ein "Schulterschluss von Strafverfolgungsbehörden, Wissenschaft und der Privatwirtschaft" nötig. Nicht nur national, auch international müsse zusammengearbeitet werden. "Cyberkriminelle handeln global, nationale Grenzen spielen keine Rolle. Auch wenn Tatorte und Aufenthaltsorte der Täter auf verschiedenen Kontinenten liegen: Per Mausklick können zugleich tausende von Internetnutzern weltweit Opfer werden."