Mehr Datenfreiheit über den Wolken
Stand: 03.12.2013
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Frankfurt/Main - Über den Wolken ist es mit der Datenfreiheit bislang nicht weit her. Aus Vorsichtsgründen haben die Luftverkehrsbehörden seit Jahren die Nutzung privater elektronischer Geräte an Bord stark eingeschränkt - zum Ärger vieler Passagiere, die auf ihren Flügen die Geräte für berufliche und private Belange nutzen wollen. Sie können in den nächsten Monaten auf längere Offline-Nutzungszeiten und bessere Verbindungsmöglichkeiten ins Netz hoffen, da die einstmals befürchteten Störungen der Bordelektronik nicht nachzuweisen sind.
Aktuell scheint die US-Telekomaufsicht FCC den Vorreiter zu machen. Die Behörde hat vorgeschlagen, die Mobilfunknutzung an Bord der Maschinen zuzulassen. Was viele nicht wissen: Im Rest der Welt und damit auch in Deutschland ist das längst erlaubt, klappt nur meistens nicht wegen der fehlenden Empfangsmöglichkeiten über den Wolken. Der weitergehende FCC-Vorschlag, auch Telefongespräche zu gestatten, stößt zumindest bei den deutschen Airlines auf Ablehnung.
An Bord von Lufthansa und Air Berlin ist mobiles Telefonieren bislang verboten, woran sich wohl auch so bald nichts ändern wird, wie beide Unternehmen berichten. Während sich Air Berlin am Montag nicht zu seinen weiteren Plänen äußern wollte, ist Lufthansa klar auf Kurs mehr Internet und kein Telefonieren. "Wir wissen, dass sich die deutliche Mehrheit der Fluggäste durch Telefonate gestört fühlt", ist der zuständige Produkt- und Marketingmanager der Lufthansa, Reinhold Huber, überzeugt.
Gleichzeitig unternimmt Lufthansa verstärkte Anstrengungen, ihren Gästen während des Fluges Zugang zum Internet anzubieten, in dem dann gearbeitet, aber eben auch nicht via Skype oder andere Dienste telefoniert werden sollte. So verfügen die meisten Kranich-Langstreckenflieger über ein bordeigenes, kostenpflichtiges W-LAN der Deutschen Telekom, eigenständige Mobilfunkanbindungen gibt es bislang aber nur in wenigen Maschinen. Einen weiteren Ausbau beider Technologien hat das Unternehmen bereits angekündigt. Und wer unbedingt telefonieren muss, wird auf die bordeigenen Satellitentelefone verwiesen. Dort limitiert schon der Minutenpreis von 9,95 US-Dollar (7,30 Euro) die Nachfrage.
In den ICE-Zügen der Deutschen Bahn setzt man schon seit mehreren Jahren auf telefonier-freie Zonen, die in den Wagen räumlich einfacher abzutrennen sind als im Flugzeug. Ein knappes Drittel der angebotenen ICE-Sitzplätze befindet sich in diesen Ruhezonen, berichtet ein Bahn-Sprecher in Berlin. Technisch verzichte man auf den Einsatz von Störsendern und vertraue auf die gegenseitige Rücksichtnahme der Fahrgäste. Auch seien die Zugbegleiter angewiesen, lauthals telefonierende Reisende in die Handyzonen zu bitten. Dort sorgen dann zusätzliche Repeater auch für technisch bessere Verbindung in die Mobilfunknetze.
Wer im Zug das komfortablere W-LAN nutzen möchte, muss wie im Lufthansa-Jet beim Monopol-Anbieter Deutsche Telekom entsprechende Gebühren zahlen oder sich mit seinem bestehenden Vertrag einloggen. Pläne für ein kostenfreies Angebot wie etwa bei den konkurrierenden Fernbussen gibt es derzeit nicht, heißt es in der Bahnzentrale. Bis Ende 2014 will man zunächst die Komplettversorgung des ICE-Kernnetzes mit den Telekom-Hotspots geschafft haben.
Im Flugverkehr laufen in den USA und auch in Europa Bestrebungen, die Offline-Nutzung der Geräte für die gesamte Reisezeit "von Gate zu Gate" zu erlauben. Bislang mussten die Geräte in der Rollzeit sowie bei Starts und Landungen komplett ausgeschaltet werden - wohl eine der am häufigsten missachteten Vorschriften im Luftverkehr. Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA in Köln hat angekündigt, den bereits erfolgten Lockerungen in den USA folgen zu wollen: Im Flugmodus dürfen Tablets, Smartphones und andere Geräte künftig die gesamte Zeit eingeschaltet bleiben. "Das wollen wir möglichst schon zum Jahreswechsel umsetzen", sagte ein Lufthansa-Sprecher am Montag.