Mediensucht: Immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen
Stand: 17.07.2015
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Berlin - Draußen mit den Freunden tollen oder sich selbst beschäftigen – das können viele Kinder laut einer Studie nicht mehr. Die Studie ergab, dass über 60 Prozent der Neun- und Zehnjährigen in Deutschland sich maximal eine halbe Stunde ohne PC, Fernsehapparat oder andere digitale Medien beschäftigen können. Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) teilte mit, dass die Daten erstmalig im Zusammenhang mit der Früherkennungsuntersuchungen für Kinder erhoben wurden. Demnach kann sich nur jedes fünfte Kind ohne digitale Medien mehr als vier Stunden beschäftigen.
"Viele Jugendliche und Erwachsene zeigen bereits heute Anzeichen einer Medienabhängigkeit", erklärte Mortler. Computerspielsucht oder Internetabhängigkeiten seien zunehmend ein Thema. Es sei daher wichtig, rechtzeitig Aufklärung zu betreiben.
Die Daten wurden für ein Projekt erhoben, das mit Hilfe der Kinder- und Jugendärzte den Umgang mit digitalen Medien in den Familien untersucht. Mehr als 23 Prozent der befragten Eltern fühlen sich demnach hinsichtlich des Umgangs mit digitalen Medien bei der Kindererziehung unzureichend informiert. Jeder Zweite hält das Aufklärungsangebot für unzureichend.
Die gesundheitlichen Auswirkungen übermäßiger Mediennutzung sei für Kinderärzte derzeit eine der wichtigsten Fragen überhaupt, sagte der Präsident des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, dem "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe). Manche Kinder hätten schon im Vorschulalter Zugang zu Smartphones und seien im Internet unterwegs. Bei den über Zwölfjährigen seien viele fast pausenlos mit Handys und Laptops zugange. Welche Folgen dies langfristig habe, sei wissenschaftlich bisher kaum untersucht.