Mann verbreitet Sex-Video mit Freundin im Internet - Bewährungsstrafe
Stand: 09.01.2006
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Marburg (dpa) - Für das Verbreiten eines privaten Sex-Videos mit seiner Ex-Freundin im Internet ist ein 40-Jähriger vom Amtsgericht Marburg zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung bestraft worden. Der Angeklagte muss seiner Ex-Freundin zudem 35 000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Aus Rache für die Trennung hatte der Mann nach Feststellung des Gerichts vom Montag den Film sowie 26 leicht verfremdete Bilder einer Pornodarstellerin, die seiner früheren Partnerin ähnlich sieht, in einer Tauschbörse angeboten. Er versah dies mit Beschimpfungen, dem vollen Namen der Frau, ihrer Adresse und Telefonnummer. Die Bilder sind bis heute weltweit ohne Alterskontrolle zugänglich.
Als die 43-Jährige plötzlich Anrufe und Mails fremder Männer erhielt, war sie auf die Pornobilder aufmerksam geworden. Mitschüler hatten zudem ihre Tochter darauf angesprochen. Der Angeklagte, der nicht vorbestraft ist, hatte die Tat an den drei Verhandlungstagen bis zuletzt bestritten - mit widersprüchlichen Angaben. "Wir sind aber überzeugt, dass er es war, weil der Sachverständige eindeutige Spuren auf seinem Rechner gefunden hat", erklärte der Richter. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre und vier Monate Haft gefordert, die Verteidigung plädierte auf Freispruch.
Auch nach ihrer Trennung Mitte 2003 hatten der Angeklagte und die heute 43-jährige Frau noch intime Kontakte. Bei einem dieser Treffen hatte der Mann heimlich Aufnahmen gemacht, die das ehemalige Paar beim Oralsex zeigen. Dass seine Ex-Freundin bald darauf einen neuen Partner fand, habe der 40-Jährige als "narzisstische Kränkung" empfunden, sagte Schulte. Daraufhin habe der Mann den Film ins Internet gestellt und die Bilder der Pornodarstellerin mit schwarzem Balken versehen sowie mit Beleidigungen und den persönlichen Daten der Frau unterlegt. In einer Internet-Tauschbörse werden Bilder und Filme nicht auf einem zentralen Server gespeichert, sondern sie sind auf vielen privaten Computern in der ganzen Welt verstreut.
Ein erster Prozesstermin Ende Juli war geplatzt, weil der Angeklagte aus Angst vor der öffentlichen Aufmerksamkeit aus dem Gericht geflüchtet war und sich erst Stunden später der Polizei gestellt hatte.