Korrektur-Gesetz im Internet: italienische Wikipedia läuft Sturm
Stand: 05.10.2011
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Rom/Berlin - Aus Protest gegen Pläne für ein neues Gesetz zu Korrekturen im Internet hat die italienische Ausgabe des Online-Lexikons Wikipedia vorläufig ihren Dienst quittiert. Anstelle der Artikel bekommen Nutzer der Seite einen offenen Brief zu lesen. Grund dafür ist ein Gesetzentwurf, der gerade im italienischen Parlament debattiert wird. Wikipedia schlägt Alarm, da der Entwurf Seiten-Betreiber verpflichte, jegliche Inhalte ohne weitere Prüfung zu korrigieren, wenn jemand dies unter Hinweis auf sein Ansehen fordere.
"Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jeder, der sich durch irgendeinen Inhalt in einem Blog, einer Online-Zeitschrift oder eben auch Wikipedia angegriffen fühlt, direkt die Entfernung des Inhalts und eine dauerhafte Veröffentlichung einer durch ihn korrigierten Fassung verfügen kann", warnen die Wikipedia-Aktivisten. Es gebe die Gefahr, dass die italienische Wikipedia damit vor dem Aus stehe.
Das weltweit verfügbare Online-Lexikon hat keine feste Redaktion, die Artikel werden von Internet-Nutzern geschrieben und redigiert. Es gab immer wieder Fälle, in denen sich Personen verleumdet fühlten. In Deutschland zum Beispiel hatte ein Bundestagsabgeordneter 2008 die deutsche Domain wikipedia.de zeitweise sperren lassen.
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