Können WLAN-Router bei Katastrophen zum Retter werden?
Stand: 03.09.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin - Bei Katastrophen, wie beispielsweise einem Erdbeben, kann das Überleben vieler Menschen davon abhängen, wie schnell Helfer bei ihnen vor Ort sind. Damit die Polizei, Feuerwehr und Sanitäter schnell am richtigen Ort sind, brauchen sie zahlreiche Informationen und müssen miteinander kommunizieren. Sind jedoch die Funkmasten zerstört oder überlastet - wie etwa jedes Jahr an Silvester -, stehen die Helfer vor einem großen Problem. WLAN-Router, die inzwischen in vielen Wohnungen funken, könnten es lösen.
Ein Forscherteam der Technischen Universität Darmstadt hat vorgeschlagen, die Geräte künftig mit einem Schalter auszurüsten, mit dem sie in einen Notfallmodus wechseln können. Die Router würden in diesem Modus dann ein Netzwerk bilden, erklärt Kamill Panitzek von der Forschergruppe, die ergründet, wie in Zukunft intelligente Netzwerke unser Leben beeinflussen könnten. Das Gerät aus dem eigenen Wohnzimmer könnte sich mit dem des Nachbarn verbinden und das wiederum mit dem nächsten. So würden die Daten von Router zu Router hüpfen und die Helfer könnten Informationen verschicken und sogar miteinander telefonieren.
WLAN-Router sind inzwischen so weit verbreitet, dass das System in vielen Ländern der Welt funktionieren würde, sagen die Forscher. In Deutschland wäre es wohl in fast jedem Örtchen einsetzbar. Ein moderner WLAN-Router kann auf einer Distanz von mehreren hundert Metern funken. Allerdings wird die Reichweite von Gebäuden oder Betonmauern eingeschränkt. In vielen Häusern schränken Möbel, Türen und Wände die Reichweite auf gerade einmal zwei Stockwerke ein.
Wie belastbar ist so ein Netzwerk und wo funktioniert es wirklich?
Die Idee des Forscherteams steckt auch noch in den Kinderschuhen: Wie belastbar ist so ein Netzwerk und wo funktioniert es wirklich? Das sind nur zwei Fragen, auf die die Darmstädter Wissenschaftler eine Antwort suchen. "In dicht besiedelten Regionen ist solch ein System möglicherweise einfacher zu realisieren. Jedoch entstehen durch die dichte Besiedelung hohe Interferenzen zwischen den einzelnen Funknetzwerken", erklärt Panitzek.
Ob es für Hacker durch die zusätzliche Funktion der Router leichter würde, private Daten der Nutzer zu stehlen, ist auch noch offen. "Wir sind uns bewusst, dass das von uns vorgeschlagene Konzept sicherheitstechnische und rechtliche Probleme mit sich bringt", sagt Panitzek. Auch stelle sich die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz eines Notfallschalters.
Noch muss viel geforscht werden
Aber immerhin haben moderne Router heute schon einen sogenannten WLAN-Gast-Modus. Darüber können zusätzliche Nutzer ins Internet haben aber keine Kontrolle über das lokale Netzwerk. Bevor die Idee also umgesetzt werden kann, muss noch viel geforscht werden. Erst dann zeige sich auch, was die Installation in Deutschland kosten würde, sagt Panitzek.
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