Internettelefonie wird zunehmend zum Standard
Stand: 11.01.2013
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Hamburg - Das Internet und die Telefonie wachsen zusammen. Entsprechende Kombipakete der Anbieter sind inzwischen Standard - bis auf die Telekom und Vodafone nutzen alle die Voice-over-IP-Technik (VoIP), bei der Sprache mit dem Telefon über das Internet übertragen wird. Laut den Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hat knapp jeder vierte EU-Bürger im Jahr 2011 über VoIP telefoniert. Vor allem in den baltischen Staaten telefonieren zwei Drittel auf diese Weise, hierzulande sind es aber nur 21 Prozent.
Zu Unrecht, wie Christian Just von der Fachzeitschrift "Computerbild" unterstreicht. "Die Sprachqualität war teilweise anfangs ziemlich schlimm, das hat sich aber deutlich verbessert", konstatiert er. Viele nutzten die Technik, ohne es überhaupt zu wissen. "Man erkennt VoIP meist daran, dass man das Telefon nicht in die Wandbuchse steckt, sondern in den Router oder das Kabelmodem", sagt Just.
Ein Vorteil der Technik liegt in den geringeren Kosten, denn Provider bieten standardmäßig Flatrates ins Festnetz an. Außerdem habe viele Router Komfortfunktionen eingebaut. Dazu zählt zum Beispiel die Mailbenachrichtigung bei einem verpassten Anruf und die Möglichkeit, Gespräche auch aus dem Ausland mittels entsprechender Software oder Apps über die heimische Festnetznummer führen zu können. Mit der sogenannten HD-Telefonie ginge auch eine deutlich bessere Sprachqualität einher, sagt Just: "Der Klang ist viel natürlicher". Bis sich die HD-Telefonie flächendeckend durchgesetzt habe, würden aber noch viele Jahre vergehen, meint der Telekommunikationsexperte.
Ausfälle sind möglich
VoIP habe aber auch gewichtige Nachteile. Da die Anrufe über das Internet gehen, könne es zu Ausfällen kommen. "Wenn mehrere Familienmitglieder gleichzeitig im Internet sind und Daten herunterladen, kann es schon Einschränkungen geben", unterstreicht Just. Aus eigener Erfahrung weiß er auch, dass es manchmal einige Sekunden dauert, bis die Verbindung zum Anrufer steht. Eventuell gehe so die Begrüßung unter, "im schlimmsten Fall legt der andere einfach auf".
Just empfiehlt mindestens DSL 3.000 oder besser 6.000, die Auswahl des Routers an sich spiele keine große Rolle. Ein neues Telefon müsse sich der Nutzer nicht unbedingt kaufen, ältere Modelle könnten mittels eines speziellen VoIP-Adapters weitergenutzt werden. Bei Telekom- und Vodafone-Anschlüssen sollte man in der Software die Option aktivieren, wonach Gespräche bei einem Ausfall über das herkömmliche Festnetz laufen.
Just ist sicher, dass langfristig alle Telefonate über das Internet geführt werden, spätestens wenn flächendeckend der neue schnelle Mobilfunkstandard LTE mit deutlich höheren Downloadraten verfügbar ist: "Perspektivisch geht der Trend hin zum Handy und einer Nummer für unterwegs und zuhause", davon ist der Experte überzeugt.