Internettarife verteuert: Tele Columbus verärgert Kunden
Stand: 12.05.2015
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Berlin / Heidelberg - Altkunden von Tele Columbus sehen sich derzeit ungefragt in einen teureren Tarif umgestellt. Experten halten das Vorgehen für unwirksam, eine Sonderkündigung ist möglich.
Heidelberg - Der Kabelanbieter Tele Columbus hat Altverträge einfach auf einen neueren Tarif umgestellt – mit anderen Leistungen und höheren Kosten: Wer ursprünglich einen Vertrag nur fürs Internet gebucht hatte, wird seit dem 1. Mai ungefragt auch mit einer Telefon-Flatrate versorgt.
Preise um ein Drittel teurer
Die Kosten erhöhen sich dabei um über 30 Prozent: In den meisten Fällen lag der alte Preis bei 14,99 Euro, seit diesem Monat sollen Kunden 19,99 Euro monatlich zahlen. Laut Tele Columbus erhalten Kunden dafür ab sofort neben der zusätzlichen Telefonflatrate eine schnellere Internetflatrate mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 16 Megabit pro Sekunde. Nach Angaben des Anbieters handele es sich um eine „Bereinigung des Produktportfolios“. Eine Versorgung der Kunden zum alten Tarif sei nicht mehr möglich. Doch dieses ungefragte „Upgrade“ müssen Kunden nicht einfach hinnehmen: Verbraucherschützer und Juristen halten das Vorgehen für unwirksam.
Außerordentliche Kündigung möglich
Verivox hat bei einem Verbraucheranwalt nachgefragt. „Die Vorgehensweise von Tele Columbus ist nicht rechtmäßig, da ein klarer Verstoß gegen vertragliche Vereinbarungen vorgenommen wurde“, sagt Thomas Hollweck aus Berlin. „Der zwischen dem einzelnen Kunden und Tele Columbus abgeschlossene Vertrag muss grundsätzlich eingehalten und zu den vereinbarten Bedingungen durchgeführt werden.“
Kunden haben durch die Tarifänderung die Möglichkeit einer Sonderkündigung. Diese räumt auch der Anbieter ein – mit einer Frist von vier Wochen nach der Umstellung. Aber: „Eine zeitliche Begrenzung der Kündigung ist nicht gegeben. Tele Columbus erfüllt nicht mehr die vertraglichen Vereinbarungen, so dass der Kunde ein dauerhaftes Kündigungsrecht hat, solange dieser Zustand des Vertragsverstoßes anhält“, sagt Hollweck weiter.
Preisänderung im laufenden Vertrag rechtlich nicht möglich
Der erhöhte Preis von 19,99 Euro müsse vom Kunden nicht bezahlt werden, da hierfür keine vertragliche Grundlage bestehe – der alte Vertrag gelte weiter, somit auch der günstigere Preis. Besonders kritisch ist der kurze Zeitraum – nämlich knapp zwei Wochen – zwischen der Information der Kunden (Mitte April) und der erzwungenen Umstellung (zum 1. Mai). Für einen zulässigen Tarifwechsel wäre eine fristgerechte Kündigung der Verträge durch den Anbieter nötig gewesen. „Tele Columbus hätte den jeweiligen Vertrag bis zu seinem regulären Laufzeitende fortführen müssen und erst dann kündigen dürfen. Eine Änderung der Leistungskonditionen und des Preises während der Laufzeit ist rechtlich nicht möglich“, so Hollwecks Einschätzung.
Die Verbraucherzentrale Sachsen hat darauf hingewiesen, dass Kunden Tele Columbus schriftlich darauf aufmerksam machen sollten, dass die Umstellung des Tarifs unwirksam ist und in der Folge den gewohnten Preis zahlen. Einzugsermächtigungen sollten widerrufen oder nur in Höhe des alten Preises erteilt werden.
Tele Columbus sieht sich im Recht
Tele Columbus verteidigt das Vorgehen mit dem verbesserten Leistungsangebot des Anschlusses und spricht von einer „transparenten und zeitnahen“ Kommunikation.
Tele Columbus ist der drittgrößte Kabelnetzbetreiber in Deutschland. Der Versorger bietet Internet, Telefon und Kabelfernsehen schwerpunktmäßig in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie in Teilen von Nordrhein-Westfalen an. Nach eigenen Angaben werden etwa 1,7 Millionen Haushalte versorgt.