Internetbranche im Kaufrausch: Firmenübernahmen mehren sich
Stand: 01.10.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: ddp
New York - In den vergangenen Monaten wurde die Internet- und Mobiltechnologiebranche von einem Übernahmefieber erfasst, denn kaum eine Woche vergeht ohne eine Akquisition. Schon im Frühjahr hatten der Netzwerkausrüster Cisco und der führende Chip-Hersteller Intel den Markt mit Fusionen im Wert von jeweils mehreren Milliarden Dollar überrascht. Seitdem beteiligen sich alle großen IT- und Internet-Firmen am Übernahmegeschäft. Die Beratungsfirma CB Insight registrierte bis Ende September für dieses Jahr 76 größere Transaktionen. Mit großem Abstand führt Google die Rangliste an.
Cisco war über ein Jahrzehnt einer der aktivsten Konzerne beim Zukauf neuer Technologien. Das Unternehmen geht in diesem Jahr mit bisher drei Geschäften deutlich langsamer als sonst vor. Hewlett-Packard hat bei vier Deals jeweils über eine Milliarde Dollar ausgegeben.
Google steckt die Geldbörse schon gar nicht mehr weg
Noch Anfang des Jahres hatte Google-Vorstand Eric Schmidt mit der Ankündigung erstes Aufsehen erregt, der Internet-Konzern werde 2010 wohl jeden Monat eine Firma übernehmen. Nach dem ersten Aufkauf im Februar zog Google in den letzten Monaten das Tempo deutlich an: Im Durchschnitt verleiben sich die Kalifornier derzeit alle zwei Wochen ein Unternehmen ein. Insgesamt 23 stehen in diesem Jahr schon zu Buche. Nach 15 Akquisitionen im Jahr 2007 folgten 2008 nur drei und fünf im Vorjahr. Nach der Untersuchung von CB Insight hat Google in diesem Jahr aber fast doppelt so viele Firmen gekauft wie der zweitaktivste Käufer IBM.
Internet-Dienste und Werbespezialisten sind besonders interessant für die Kalifornier. Obwohl Google viel Entwicklungsaufwand in Mobilanwendungen steckt, wurden nur zwei Mobilfirmen übernommen. Google verzeichnet laut CB Insight einen Mix von großen Übernahmen im Wert von 100 Millionen Dollar und kleinen Geschäften, bei denen es meist um das Anwerben von talentierten Entwicklern geht. So etwa bei der zuletzt gekauften Firma Plannr: Der Anbieter eines Kalenderprogramms bestand einzig aus den beiden Gründern.
Microsoft noch zurückhaltend
Abstinent vom Fusionsrausch der IT-Branche verhält sich ausgerechnet Microsoft, Googles großer Rivale im Internet-Suchgeschäft. Der Software-Riese hat nach eigenen Angaben in den Jahren 2007 bis 2009 insgesamt 30 Firmen geschluckt - in diesem Jahr steht jedoch der erste Deal noch aus. Auch Googles Herausforderer Facebook und Twitter sind dabei, sich durch Übernahmen besser zu positionieren und kreative Kräfte an sich zu binden. Obwohl beide Firmen nach wie vor unprofitabel arbeiten, schlug Facebook sechs Mal zu, Twitter verzeichnete drei Zukäufe.
Während die Fachleute über Microsofts Zurückhaltung rätseln, streicht Google die Bedeutung der akquirierten Firmen heraus. Wichtige Angebote des Suchmaschinisten wie Google Maps beispielsweise wären ohne die Integration der Firmen Keyhole und Where2 nicht möglich gewesen, erklärte David Lawee, Googles Verantwortlicher für Unternehmensentwicklung. Und das Videoportal Youtube sowie die Handy-Software Android hätten ihre Milliarden teure Anschaffung im Wert bereits um ein Mehrfaches übertroffen.
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