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Internet-Industrie rüstet zum gemeinsamen Kampf gegen SPAM [Update]

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Usingen (dpa) - Die Angebote sind so vielfältig wie zwielichtig. Nahezu jeder Internet-Surfer kennt die unverlangt in seinem Postfach gelandeten Werbebotschaften für Pornoseiten, dubiose Geldgeschäfte in Afrika, Kontaktbörsen oder neuartige Diäten. Das so genannte Spam macht nach Expertenschätzungen heute schon mindestens ein Drittel des weltweiten E-Mail-Verkehrs aus. Auf einem ersten Anti-SPAM-Kongress hat nun die deutsche Internetwirtschaft zum gemeinsamen Kampf gegen die meist in den USA agierenden Mail-Werber aufgerufen. Der Verband der deutschen Internetwirtschaft hofft auf eine Art Initialzündung für eine europäische Lösung.

Bislang verfolgen die grossen Internet-Anbieter und ihre Kunden jeweils ihre eigenen, meist technischen Strategien gegen die ungewollte Werbeflut. Die Ratschläge an die Konsumenten sind immer die selben: Schnell löschen und nie antworten, Filterprogramme und Alias-Adressen verwenden. Die eigene E-Mail-Adresse gilt es zu schützen wie eine Telefon-Geheimnummer.

Die Unternehmen haben das für sie milliardenteure Problem längst erkannt: "Alle Provider rüsten erheblich auf", sagt der IT- Unternehmensberater Torsten Schwarz. Der Schutz gegen SPAM ist bereits zum Werbeargument einzelner Anbieter geworden. Nachrichten, die bereits auf den Servern von AOL, T-Online und Co. hängen bleiben, kosten den Konsumenten weder Nerven noch Online-Zeit. Allein AOL als weltweit grösster Anbieter blockt nach eigenen Angaben täglich 2,3 Milliarden SPAMs. Wie viele durchkommen, weiss niemand. Die Anbieter bedienen sich bei ihren Filtern unter anderem schwarzer Listen, die aus den Beschwerden der eigenen Kunden wie auch aus der Internet- Gemeinschaft gespeist werden.

Dort gibt es Aktivisten wie Florian Klein, der sich dem Kampf gegen Spam verschrieben hat. "SPAM ist eine ernste Bedrohung für das Internet und die Informationsgesellschaft", sagt er und plant eine unabhängige Zertifizierung von E-Mail-Servern in Bezug auf ihre Anti-SPAM-Sicherheit. Besonders häufig wird in den Mails für so genannte Mehrwertdienste geworben. In den Nachrichten sind häufig kleine Programme versteckt, die so genannte Dialer installieren, mit denen der ahnungslose Konsument künftig über teure 0190er-Nummern surft. "Die ziehen Spam an wie Motten das Licht", sagt Klein.

AOL setzt beim Kampf gegen SPAM auf einen Dreiklang von Information der Mitglieder, technischen Vorkehrungen und entschlossenem rechtlichen Vorgehen gegen Spammer. Im US-Heimatstaat Virginia des Providers drohen für das unverlangte Zusenden von Werbebotschaften Haftstrafen bis zu fünf Jahren, was im weltweiten Massstab allerdings eine absolute Ausnahme darstellt. In Deutschland sei es AOL gerade gelungen, eine einstweilige Verfügung gegen eine einschlägige Internet-Firma zu erlangen, berichtete Product Manager Kai Herzberger.

Gemeinsame technische Standards im Kampf gegen die weltweit agierenden Spammer sind das ehrgeizige Ziel des Kongresses, dem bereits eine Veranstaltung in den USA vorausgegangen ist. Dort haben die Branchenriesen AOL, Microsoft und Yahoo! bereits eine enge Kooperation verabredet, die absehbar wohl auch auf den europäischen Markt ausgeweitet werden wird.

Auf die Gesetzgebung setzen die Internet-Spezialisten im Kampf gegen Spam allerdings wenig Hoffnung. Zwar loben sie die strengen Vorschriften der entsprechenden EU-Richtlinie und fordern wie Herzberger ein internationales Gesetz. Einen wirksamen Schutz versprechen sie sich aber nur von den technischen Hilfsmitteln.

Verband der Deutschen Internet-Wirtschaft: http://www.eco.de
Aktion gegen Werbe-Mails:http://www.antispamday.de
Web-Aktivisten gegen Spam:http://www.antispam.de