Internet: Blackout würde 7 Milliarden Euro Schaden verursachen
Stand: 25.02.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Funktionierendes Internet ist nicht nur die Grundlage für Alltag und Freizeit, sondern auch für die deutsche Wirtschaft: Mehr als die Hälfte der Berufstätigen ist täglich auf das Internet angewiesen. Der Volkswirtschaft könnte an jedem Tag ohne Internet ein Schaden von fast sieben Milliarden Euro entstehen. Das zeigen Berechnungen des Vergleichsportals Verivox auf Basis einer repräsentativen Umfrage.
57 Prozent der Berufstätigen brauchen das Internet täglich
Mehr als die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland (57,3 Prozent) ist bei ihrer Arbeit täglich auf das Internet angewiesen. Nur sieben Prozent geben an, das Internet nicht für ihren Job zu benötigen. Hochgerechnet auf Basis des Bruttonationaleinkommens bedeutet das, an jedem Tag ohne Internet könnte in Deutschland ein volkswirtschaftlicher Schaden von bis zu 6,98 Milliarden Euro entstehen.
"Obwohl nicht jede Tätigkeit vom Internet abhängt, wäre der potenzielle volkswirtschaftliche Schaden eines längeren Internetausfalls immens", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Doch nach wie vor müssen sich viele Firmen vor allem in dünn besiedelten Regionen mit Steinzeit-Internet herumquälen. Ein stabiler Internetzugang sollte eine Selbstverständlichkeit sein, für berufliche wie private Belange."
Wichtige Arbeitsbereiche wären komplett lahmgelegt
Von einem Internet-Blackout wären diverse Arbeitsbereiche betroffen. 48 Prozent der befragten Berufstätigen geben an, in ihrem Job funktionierten die wichtigsten Anwendungen nur online. Jeweils 45 Prozent sagen, sie könnten ohne Netz keine Daten erheben und seien vom Kontakt zu Kunden oder Lieferanten abgeschnitten. Ein gutes Drittel hat alle wesentlichen Daten in der Cloud abgelegt (34 Prozent). 31 Prozent könnten Geräte nicht benutzen, die über das Internet gesteuert werden. Neun Prozent geben an, ihre Firma sei nicht oder nur am Rande betroffen.
"Stationäre Router sind üblicherweise nicht mit einem Akku versorgt und fallen deshalb unmittelbar aus", sagt Schamberg. "Telefonie ist dann auch nicht mehr möglich, denn alle modernen Anschlüsse sind internetgebunden. Besonders stark würden Beschäftigte im Homeoffice getroffen, denn nur die wenigsten Privathaushalte dürften eine Notstromversorgung haben."
44 Prozent der Firmen haben keine Notstromversorgung
Knapp die Hälfte der befragten Berufstätigen gibt an, ihre Firma verfüge nicht über eine Notstromversorgung. 32 Prozent sagen, eine solche Versorgung sei vorhanden, 24 Prozent wissen es nicht. Unter Gutverdienenden (ab 3.800 Euro im Monat) steigt die Quote der notstromversorgten Unternehmen auf 41 Prozent.
"Wenn eine Firma nicht zur kritischen Infrastruktur zählt, ist eine Notstromversorgung, etwa durch dieselbetriebene Generatoren, nur kurzzeitig hilfreich", sagt Schamberg. "Vorrang beim Auftanken haben Sicherheitsbehörden, Krankenhäuser und andere Bedarfsträger – auch Telekommunikationsanbieter."
Netzbetreiber: Grundversorgung gemäß TKG sei sichergestellt
Im Telekommunikationsgesetz (TKG) werden die Anbieter dazu verpflichtet, eine Mindestversorgung ihrer Dienste auch bei "erheblichen Störungen" der Versorgung etwa aufgrund von Naturkatastrophen oder Sabotage aufrechtzuerhalten. Dazu gehören laut TKG Sprachkommunikation, Internetzugang, Datenübertragung und E-Mail. Das Netz eines Anbieters gilt als kritische Infrastruktur, wenn es von mindestens 100.000 Kunden genutzt wird.
Die vier Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica/O2 und 1&1 versichern auf Verivox-Anfrage, die TKG-Vorschriften erfüllen zu können und auch für einen längeren Stromausfall mit Batteriepuffern und Netzersatzanlagen gerüstet zu sein. Auch der Betreiber des Frankfurter Internetknotens DE-CIX sowie der Webhosting-Dienst Ionos teilen auf Verivox-Anfrage mit, tagelange Stromausfälle kompensieren zu können.
Methodik
Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Februar 2025 insgesamt 1.001 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit. Gefragt wurde: Ein längerer, großflächiger Stromausfall würde auch das Internet faktisch lahmlegen.
Sind Sie bei Ihrer wichtigsten Tätigkeit (z.B. Beruf, Studium/Schule, Ehrenamt, Hobby) auf das Internet angewiesen? / Wovon wären Sie bzw. Ihre Firma bei einem Internet-Blackout (großflächiger Ausfall des Internets) am meisten betroffen? / Gibt es in Ihrer Firma eine Notstromversorgung? Wenn Sie im Homeoffice arbeiten, dann ist Ihr Wohnhaus gemeint.
Verivox hat außerdem im Januar 2025 bei den Telekommunikations-Netzbetreibern Telekom, Vodafone, Telefonica/O2 sowie 1&1 angefragt, welche Vorsorgemaßnahmen für einen Blackout sie getroffen haben. Gefragt wurden weiterhin der Betreiber des Internetknotenpunktes DE-CIX sowie die Ionos Group nach Vorsorgemaßnahmen zum Schutz ihrer Rechenzentren bei längerfristigen Stromausfällen. Auf Behördenseite hat die Bundesnetzagentur gegenüber Verivox bestätigt, dass es kein Update das Strategiepapiers aus 2022 gibt.
Anmerkung: Um eine Doppelregulierung zu vermeiden, greift laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für Telekommunikationsanbieter das TKG und nicht das Kritis-Dachgesetz für Betreiber kritischer Infrastrukturen (welches noch zur Verabschiedung im Bundestag aussteht).
Berechnung des volkswirtschaftlichen Schadens: 4.449,45 Mrd. Euro betrug laut Statistischem Bundesamt das Bruttonationaleinkommen (BNE) 2024 in Deutschland. An einem Tag (1/365,2422) werden 12,18 Mrd. Euro erwirtschaftet. 57,3 Prozent davon sind 6,98 Mrd. Euro. Zur Vereinfachung der Rechnung wurde davon ausgegangen, dass sich die Teil- und Vollzeitler gleichmäßig auf die Internet-Bedürftigen und -Nichtbedürftigen verteilen. Für die Berechnung wurde ein Arbeitsausfall von 100 Prozent unterstellt, der im Einzelfall nicht immer zutreffend sein dürfte.