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Inkasso-Unternehmen: Online-Handel ist bester Kunde

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

München/Berlin - Immer mehr Verbraucher kaufen im Internet und erhalten Waren per Paket. Die Anonymität lockt Betrüger an und Inkasso-Firmen haben viel zu tun.

Dabei ist die Zahlungsmoral der Verbraucher angesichts der florierenden Wirtschaft und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr, sagt Marco Weber vom Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU). Trotzdem bleibt es bei einer hartnäckigen Verschuldung in Deutschland: Zwar ging die Zahl der Privatinsolvenzen 2016 laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um zwei Prozent auf 78 200 zurück. Doch im Gegenzug nahm die Zahl überschuldeter Bürger über 18 Jahre zum dritten Mal in Folge zu, und zwar um ebenfalls knapp zwei Prozent auf 6,8 Millionen.

Bei Zahlungsverzug geht Inkasso schnell

Gerade im Online-Handel wachsen nach BDIU-Angaben die Probleme - natürlich auch, weil die Branche seit Jahren boomt. Hinzu kommt: Der Einkauf im Internet ist ein anonymes Distanzgeschäft, bei dem sich Anbieter und Kunde nicht in die Augen schauen, ganz im Gegensatz etwa zum Handwerker, den man ins Haus bestellt und vielleicht schon vorher persönlich kannte.

Manche Handwerker sind deshalb möglicherweise auch etwas zurückhaltender wenn es darum geht, ihr Geld bei säumigen Auftraggebern einzufordern. Im Internet-Handel dagegen weiß man sich zunehmend zur Wehr zu setzen. "Bei den Auftraggebern der Inkassounternehmen liegt der Online-Handel auf Platz eins", sagt BDIU-Sprecher Marco Weber. Da sei eine neue Generation von Unternehmern herangewachsen, die bei Zahlungsverzug auf professionelles Forderungsmanagement setze.

Inkasso-Unternehmen und Auskunfteien wachsen

Damit verschafft der Online-Handel auch den 560 Mitgliedsunternehmen des Verbands gute Geschäfte: Alleine die Zahl außergerichtlicher Mahnungen habe in den vergangenen vier Jahren um zehn Prozent zugenommen, sagt Weber. Auch die Auskunftei Schufa profitiert vom wachsenden Bedarf nach Personen- und Bonitätsauskünften: "Wir wachsen im Kerngeschäft mit Banken sowie im Online-Handel und im Privatkundengeschäft", sagte Schufa-Chef Michael Freytag kürzlich der "Wirtschaftswoche".

Bei Deutschlands zweitgrößtem Online-Händler Otto.de sieht man zwar keine Probleme mit säumigen Käufern - im Gegenteil: "Die Zahlungsmoral der Kunden ist sehr gut", sagt ein Unternehmenssprecher. Zugleich aber sei eine Zunahme von Betrugsversuchen zu beobachten. Platzhirsch Amazon hält sich zu der Frage bedeckt und verweist lediglich auf seine Hinweise zu den Zahlungsoptionen im Internet.

Als besonders anfällig gilt der Kauf auf Rechnung, weil hier die Händler in Vorleistung gehen, wie Sebastian Schulz vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland sagt. Trotzdem wird gut ein Fünftel der bestellten Waren über Rechnung bezahlt.

Viele Betrugsversuche

Mit dem Boom wittern derweil auch Kriminelle ihre Chance: Von Warenauslieferungen über Strohmänner und falschen Lieferadressen in leerstehenden Häusern bis hin zum Abfangen von Paketboten - der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt und auch die Landeskriminalämter haben den Bestellbetrug im Visier, wie Schulz sagt. Generell müsse die Branche einen Spagat bewältigen, wenn sie den Internet-Einkauf möglichst bequem für die Verbraucher gestalten und zugleich ihre eigenen Schäden möglichst gering halten will. "Am Ende des Tages ist das eine unternehmensinterne Risikoabwägung."