Immer mehr Internetnutzer sind von Online-Kriminalität betroffen
Stand: 06.09.2010
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Berlin - Im Bereich der Internet-Kriminalität gab es im vergangenen Jahr einen rasanter Anstieg. "Die Kreativität und Flexibilität der Täter scheint keine Grenzen zu kennen", so Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), am Montag in Berlin. "Wir haben ein Anwachsen der IT-Kriminalität im engeren Sinne um über 33 Prozent auf mehr als 50 000 Fälle", betonte Ziercke.
Allein im Bereich des Online-Banking-Betrugs rechnet das BKA mit einem Schaden von 17,5 Millionen Euro im Jahr 2009. Die Zahlen seien hier im Vergleich zu 2008 um 68 Prozent gestiegen. Im laufenden Jahr zeichne sich eine Steigerung um weitere 70 Prozent ab. Die durchschnittliche Schadensumme lag im vergangenen Jahr bei 3500 Euro je Betrugsfall. Gegenwärtig sei sie auf 5000 Euro je Fall gestiegen.
In diesem Zusammenhang forderte Ziercke eine rasche gesetzliche Grundlage für die Speicherung von Vorratsdaten. In 893 Fällen seien Täter im vergangenen Jahr nicht ermittelt worden, weil Provider keine Daten vorhielten, um die Ermittlungen zu unterstützen. Auch die Einführung von Kredit- und EC-Karten mit Chip anstelle eines Magnetstreifens gehört zu den Vorschlägen des BKA. Nach einer Studie des Branchenverbandes Bitkom fühlen sich drei Viertel aller deutschen Internetnutzer beim Surfen von Kriminalität bedroht.
Die Computer von 43 Prozent der Internet-Nutzer seien laut Studie bislang mindestens schon einmal mit einem Schadprogramm infiziert gewesen, teilten das Bundeskriminalamt und Bitkom mit. Dies sei eine Zunahme um fünf Prozentpunkte gegenüber dem vergangenen Jahr.
Bei Einkäufen im Internet seien bereits elf Prozent der Verbraucher schon einmal betrogen worden - ein Zunahme um zwei Prozentpunkte. Von sieben Prozent der Internet-Nutzer seien bereits persönliche Zugangsdaten zu Online-Diensten ausgespäht worden (2009: fünf Prozent). Fünf Prozent hätten schon einmal einen finanziellen Schaden durch Schadprogramme oder Datenklau erlitten (2009: drei Prozent).
5000 sogenannte Phishing-Fälle würden für dieses Jahr erwartet - also Vorfälle, bei denen Gauner über das Internet Bankdaten ausspähen und Verbraucher um Geld bringen, teilten BKA und Bitkom mit. Dies entspricht einem Anstieg um 71 Prozent gegenüber 2009. Ein Grund für den Anstieg sei, dass die Schadprogramme zu Ausspähen der Daten immer raffinierter würden.
Aktuelle Schutzsoftware ist wichtig
Dabei könnten Verbraucher selbst viel für ihren Schutz bei Online-Bankgeschäften tun, erklärten BKA und Bitkom. Die Eingabe von Geheimzahlen alleine schütze nicht ausreichend, Computer müssten mit Virenprogrammen ausgestattet sein und Schutzsoftware gegen Eindringlinge, sogenannte Firewalls. Diese Anwendungen müssten von Computer-Nutzern auch laufend auf aktuellem Stand gehalten werden.
"Immer noch surft jeder Fünfte ohne Virenschutz, und es gibt weiter Aufklärungsbedarf zum Umgang mit persönlichen Daten", erklärte Bitkom-Präsidiumsmitglied Dieter Kempf. Ein Drittel der Computer ist demnach nicht durch eine Firewall geschützt.
Aus Furcht vor Internet-Kriminalität verzichteten zwei von fünf Online-Nutzern (38 Prozent) auf den E-Mail-Versand wichtiger Dokumente über das Internet, teilten BKA und Bitkom mit. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) mache einen Bogen um Online-Banking, ein Fünftel (21 Prozent) erledige keine Einkäufe im Internet.
Die Hälfte der Internet-Nutzer (55 Prozent) hält sich laut Umfrage selbst für ihren Schutz zuständig, mehr als ein Drittel (36 Prozent) den Staat, acht Prozent die Wirtschaft. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte für die Untersuchung Internet-Nutzer über 14 Jahren.