Im Telekom-Datenskandal droht ein erheblicher Vertrauensverlust
Stand: 06.10.2008
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX
Bonn - Wie sicher sind die Daten bei der Deutschen Telekom
"Der erneute Datenskandal der Telekom erschüttert das Vertrauen der Verbraucher", sagt Martin Gutberlet von der Marktforschungsfirma Gartner. Aus seiner Sicht könnten die Bonner dadurch in dem wichtigen Wachstumsmarkt mobile Datendienste ins Hintertreffen geraten. Der Vertrauensschwund könne letztlich zum Scheitern des Geschäftsmodells führen, sagt Gutberlet. Die Telekom verspricht sich von dem Internetzugang über Handy oder Laptop zusätzliche Umsätze, mit denen Rückgänge in der Sprachtelefonie ausgeglichen werden sollen. Mobiles Internet nimmt damit eine Schlüsselrolle in der T-Mobile-Strategie ein.
Der Datendiebstahl im Jahr 2006 reiht sich ein in eine Serie von Datenskandalen bei der Telekom. Den Auftakt bildete die im Mai 2008 bekannt gewordene Bespitzelung von Journalisten und Aufsichtsräten, bei der Telefondaten ausgewertet wurde. Obermann beteuerte damals in einem Zeitungsinterview: "Ich kann unseren Kunden versichern: Ihre Daten sind bei der Telekom sicher. Daran ändert das Fehlverhalten einiger weniger schwarzer Schafe in der Vergangenheit nichts." Aus heutiger Sicht ist die Aussage nicht mehr zu halten. Zumal die Serie von Pannen nicht abreißt: Am Montag wurde bekannt, dass bei T-Mobile die Telefonrechnungen der Aufsichtsräte gesammelt wurden.
Unangenehme Fragen muss sich der Telekom-Vorstand nun auch vom T- Mobile-Aufsichtsrat und der Politik gefallen lassen. "Angesichts der Dimension des Datendiebstahls hätte der Aufsichtsrat informiert werden müssen", sagt Gremiumsmitglied Ado Wilhelm. Er habe nun in einem Brief an Telekom-Vorstand Timotheus Höttges Aufklärung darüber verlangt, warum dies nicht geschehen sei. "Denn durch einen Imageverlust kann T-Mobile ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstehen."
In Berlin wurden nach der Datenpanne bei der Telekom Rufe nach einem besseren Datenschutz laut. Grünen-Chefin Claudia Roth sprach von einem "Abgrund der Verletzung von Bürgerrechten". Die Telekom müsse den Schutz der Daten nun wirksam garantieren.
Die Dimension des Datenklaus hatte auch die Telekom gesehen und eine umfangreiche Untersuchung des Datendiebstahls eingeleitet. "Nie wieder durfte so etwas passieren - das war die Zielsetzung", sagt ein mit den Vorgängen vertraute Person. Es sei absehbar gewesen, dass nicht alle Datensätze beschlagnahmt werden könnten. Für die Kunden habe man aber keine Gefahr gesehen, da keine Bankdaten geklaut worden waren. Auf eine Information habe das Unternehmen daher verzichtet.