Hintergrund: Telekom besorgt sich mit OTE-Einstieg neuen Wachstumstreiber
Stand: 18.03.2008
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Bonn (dpa-AFX) - Mit dem Einstieg in Griechenland ließ sich Telekom-Chef René Obermann viel Zeit. Immer wieder habe er in den vergangenen Jahren mit der griechischen Regierung über eine Beteiligung an Hellenic Telecom (OTE) gesprochen, sagt Obermann. Am Montag konnte er bei Griechenlands führendem Telekomkonzern mit Beteiligungen auf dem Balkan Vollzug vermelden. "Mit der Transaktion decken wir fast den ganzen osteuropäischen Sektor ab." Voraussetzung ist aber, dass die Regierung dem Bonner Konzern eine Aufstockung der Beteiligung auf bis zu 33 Prozent erlaubt. Die Telekom würde damit faktisch die Kontrolle über OTE übernehmen.
Die Regierung Griechenlands begrüßte den Einstieg des größten europäischen Telekomkonzerns. Im Umfeld der Unternehmen hieß es, grundsätzlich seien sich Regierung und Telekom-Führung einig über die Machtverteilung bei OTE. In trockenen Tüchern ist die Transaktion aber nicht, denn die Gewerkschaften verfügen traditionell bei OTE über großen Einfluss. Und die werden genau wissen wollen, was Obermann mit dem Unternehmen vor hat. OTE weist zwar starke Zuwächse aus, aber im Heimatgeschäft steht der Konzern wie die meisten Ex-Staatskonzerne unter Druck. "Da sind noch einige Einschnitte nötig, um die Trendwende zu schaffen", sagt ein Analyst.
Für die Telekom lohnt sich der Zukauf dennoch: Mit dem boomenden Auslandsgeschäft rechnet OTE mit einem operativen Gewinnplus von acht bis neun Prozent, das bereits 2009 in die Bilanz der Bonner einfließen soll. Hinzu kommen Synergien von rund zwei Milliarden Euro - unter anderem durch niedrigere Roaming-Gebühren in dem Urlaubsland.
Für die Telekom entwickelt sich Osteuropa mit dem Zukauf zum neuen Zugpferd. Das ist dringend nötig, denn die Zugewinne des Wachstumstreibers T-Mobile USA werden vom schwachen Dollar aufgefressen. "Die Telekom hält daher nach weiteren Akquisitionszielen Ausschau", heißt es im Konzernumfeld. Die Bilanz bietet dazu genügend Spielraum: Auch nach der Transaktion verfügt der Konzern über ungenutzte Kreditlinien von über zehn Milliarden Euro. Obermann hält sein Pulver also trocken, denn er weiß: "Nur wenige der rund einhundert Netzbetreiber in Europa werden bestehen bleiben." Die Telekom will dazu gehören.