Hintergrund: Rickes Versuch, die Telekom zu sanieren
Stand: 12.11.2006
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Bonn (AFP) - Kai-Uwe Ricke hat die Telekom vor vier Jahren mit einem gigantischen Schuldenberg übernommen und einen harten Sanierungskurs eingeschlagen. Den Abstieg konnte er nicht verhindern: Die Kunden laufen in Scharen davon, die Mitarbeiter bangen um ihre Jobs und der Kurs der einstigen Volksaktie dümpelt im Keller herum. Nun wackelt sein Stuhl. AFP gibt einen Überblick über Rickes Amtszeit:
14. November: Nach dem Rausschmiss von Ron Sommer wird der damals 41 Jahre alte Ricke neuer Telekomchef. Noch am selben Tag macht der Konzern reinen Tisch und schreibt Mobilfunktöchter und zu teuer gekaufte UMTS-Lizenzen ab. Wegen des Rekordverlusts von 21 Milliarden Euro im dritten Quartal wird den Aktionären die Dividende gestrichen.
2003
28. Januar: Die restlichen Kabelnetze werden an ein Finanzkonsortium für rund zwei Milliarden Euro verkauft.
10. März: Die Telekom meldet mit 25 Milliarden Euro den bis dato höchsten Jahresverlust in der europäischen Wirtschaftsgeschichte.
14. August: Der rosa Riese überrascht im zweiten Quartal mit 256 Millionen Euro Gewinn.
30. Oktober: Die Telekom zieht sich aus dem Mobilfunkgeschäft in Asien zurück. 400 Millionen Euro fließen in den Schuldenabbau.
2004
10. März: Der Konzern meldet für 2003 einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro; die Schulden sinken auf 47 Milliarden Euro.
25. Mai: Ricke wagt einen Milliardenzukauf: Handy-Netze in Kalifornien und Kanada kosten ihn zwei Milliarden Euro.
10. Oktober: Viereinhalb Jahre nach dem T-Online-Börsengang will die Telekom die Internettochter wieder zur Mutter zurückzuholen. T-Online Aktionäre wehren sich erfolglos vor Gericht.
2005
20. Januar: Ein Milliarden-Sparprogramm soll das stagnierende Mobilfunkgeschäft wieder fit machen.
3. März: Nach einem Gewinn von 4,6 Milliarden Euro in 2004 bekommen die Aktionäre nach zwei Nullrunden wieder eine Dividende.
10. August: Der Konzern kauft für 1,3 Milliarden Euro den viertgrößten österreichischen Mobilfunker Telering.
11. August: Dank des starken Mobilfunkgeschäfts klettert der Gewinn im ersten Halbjahr auf knapp zwei Milliarden Euro.
2. November: Weitere 32.000 Beschäftigte sollen den Konzern verlassen.
2006
24. April: Eine "Heuschrecke" wird Großaktionär der Telekom. Die Börse hofft, dass Ricke auf Druck des US-Investors Blackstone härter durchgreift.
31. August: Nachdem alleine im ersten Halbjahr eine Million Kunden abgewandert sind, geht der Ex-Monopolist mit Pauschaltarifen in die Offensive, kann die Konkurrenz aber nicht unterbieten. Ricke ist angeschlagen, erste Rücktrittsgerüchte kommen auf.
6. Oktober: Die Telekom ersteigert Mobilfunklizenzen in den USA für 3,3 Milliarden Euro.
9. November: Die Bonner verlieren im Heimatmarkt weiter den Anschluss, Ricke kündigt ein neues Sparprogramm an.
12. November: Die Gerüchte um Rickes Ablösung verdichten sich. Dahinter steht offenbar der Investor Blackstone. T-Mobile-Chef René Obermann soll sein Nachfolger werden.
12. November: Ricke tritt zurück. T-Mobile-Chef René Obermann soll sein Nachfolger werden.