Hackerangriffe - "Die Situation ist so schlimm wie noch nie"
Stand: 09.11.2011
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Böblingen - Nach Ansicht von Sicherheitsexperte Arved Graf von Stackelberg können Hackerangriffe wie jüngst bei Adidas jedes Unternehmen in Deutschland treffen. "Ich kenne kein Großunternehmen, das keine Probleme hat", erklärt Stackelberg, der Leiter des Applikationssicherheitsgeschäftes beim Computerkonzern Hewlett-Packard ist, der Nachrichtenagentur dapd.
"Die Situation ist so schlimm wie noch nie", fügte Stackelberg hinzu. Der Präsident einer großen amerikanischen Bank, deren Namen er nicht nennen darf, habe ihm gesagt, dass allein im vergangenen Jahr mehr Geld durch Hackerangriffe von Banken gestohlen wurde als durch alle Raubüberfälle zuvor.
"Es gibt kaum eine Anwendung da draußen, die nicht ein Elfjähriger unter entsprechender Anleitung hacken könnte", sagte der Experte. Bei unternehmenskritischen Anwendungen von DAX-Konzernen gebe es zwischen 30.000 und 100.000 Sicherheitslücken. Bei der Überprüfung einer Anwendung eines Kunden habe die Sicherheitsabteilung von HP sogar 1,5 Millionen gefunden.
Der Grund für die Anfälligkeit der Anwendungen liegt laut Stackelberg darin, dass die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren so rasant war. Jeder habe auf Internet gesetzt, aber dabei die Sicherheit der Anwendungen vernachlässigt. "Die Anzahl der Bedrohungen wird noch größer werden", prophezeite der Experte. "Man kann es den anderen schwerer machen, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht", sagte er.
Firewalls und Virenprogramme würden zum Schutz vor Angriffen auch kaum weiterhelfen, weil die Anwendungen meist außerhalb der Firmeninfrastruktur im Netz stehen. Gerade die zunehmende Mobilität wird damit verstärkt zum Risiko. "Eine Schweizer Bank geht davon aus, dass 80 Prozent der Mobiltelefone im Unternehmen bereits gehackt worden sind", weiß der Experte.