New York (dpa) - Die weltgrösste Internet-Suchmaschinenfirma Google hat bei ihrem geplanten Börsen-Poker ganz offensichtlich zu hoch gereizt. Die Gesellschaft, die 1998 von den beiden jungen Computerwissenschaftlern Larry Page (31) und Sergey Brin (30) gegründet worden war, hat in letzter Sekunde vor dem Börsengang ihren angestrebten Verkaufspreis für die Google-Aktien massiv auf 85 bis 95 Dollar je Aktie gesenkt. Google hatte am Vortag noch von 108 bis 135 Dollar angestrebt. Die Gesamtzahl der zum Verkauf kommenden Aktien wurde von 25,7 Millionen auf 19,6 Millionen reduziert.
Google hat offensichtlich einen schlechten Zeitpunkt für den Börsengang gewählt, da amerikanische Internet-Aktien in diesem Jahr um fast 13 Prozent gefallen sind. Es wurden angesichts der schwachen Nachfrage in den vergangenen Wochen ein Dutzend US-Börsengänge gestrichen oder verschoben.
Wall-Street-Fachleute verweisen auch auf eine ganze Serie von Problemen, die die Auktion der Google-Aktien begleitet hat. Google hatte nach ihrer Ansicht den anfangs angestrebten Preis viel zu hoch angesetzt. Hinzu kam eine ganze Serie von firmeninternen Fehlentscheidungen.
So hatten Page und Brin dem "Playboy"-Magazin ein langes Interview gegeben, das erst kürzlich erschienen war und damit in die so genannte "Schweigeperiode" gefallen war. Nach Ankündigung einer Erstemission dürfen US-Firmen keine öffentlichen Angaben machen, die über die bei der amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission SEC für den Börsengang eingereichten Unterlagen hinausgehen. Sollte sich herausstellen, dass Google mit dem Playboy-Interview gegen das US- Wertpapiergesetz verstossen hat, könnte das Unternehmen gezwungen sein, die jetzt beim Börsengang verkauften
Aktien wieder zurückzukaufen. Dies hat Google selbst in seinen jüngsten SEC- Unterlagen erklärt.
Google hatte zudem Mitarbeitern und anderen Beziehern teilweise nicht registrierte Aktien und Optionen zukommen lassen. Google könnte gezwungen sein, sie für 25,9 Millionen Dollar zurückzukaufen. Google hatte sich vor wenigen Wochen auch mit der Internetfirma Yahoo! in einem Patentstreit und im Hinblick auf einen Wertpapierdisput kostspielig verglichen.
Schliesslich droht ein grosser Überhang von Google-Aktien, die in den kommenden Monaten schrittweise zum Verkauf frei werden, weil Verkaufsbeschränkungen wegfallen. Nach 180 Tagen werden mehr als 176 Millionen Google-Anteile zum Verkauf frei.
Das ungewöhnliche Google-Auktionsverfahren sollte den kleinen Investoren die Möglichkeit bieten, mit an dem Google-Aktienverkauf teilzunehmen. Üblicherweise verkaufen aber US-Unternehmen beim Börsengang Aktien direkt durch Investmentbanken, die dann meist ihre bevorzugten Grosskunden versorgen und sehr hohe Gebühren einstreichen.