Google-Ergebnisse zur Bundestagswahl auf dem Prüfstand
Stand: 07.07.2017
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Berlin - Zur Bundestagswahl wollen Netzaktivisten die Kriterien untersuchen, nach denen der Suchmaschinenen-Gigant Google seine Ergebnisse ausspielt. Internetnutzer sollen bei der Datenerhebung helfen. Dafür genügt ein simples Browser-Plugin.
Internet-Aktivisten wollen im Zusammenhang mit der anstehenden Bundestagswahl beleuchten, wie Google Suchergebnisse sortiert und ob die Suchmaschine sie eventuell auch personalisiert.
Netzgemeinde soll Daten liefern
Im Projekt "Datenspende BTW17" will man "Datenspenden" von Internet-Nutzern auswerten. Das geht über eine Erweiterung (Plugin) für die Desktop-Browser Chrome oder Firefox. Das Plugin schickt zu festgelegten Zeiten Suchanfragen an Google und Google News - und zwar nur, wenn der Nutzer den Browser geöffnet hat und den PC aktiv nutzt, sagte Lorenz Matzat, der das Projekt mitentwickelt hat.
Bis zu 100 Mio. Suchanfragen werden ausgewertet
Es seien stets 32 einzelne, gleichbleibende Suchanfragen, 16 an Google und die gleichen 16 an Google News. Abgefragt werden die Namen der fünf Parteien, die aktuell im Bundestag vertreten sind, außerdem AfD und FDP sowie die Namen aller Spitzenkandidaten. Die Suchergebnisse der ersten Trefferseiten werden dann für eine Auswertung an das Projekt übertragen.
Hinter dem Projekt stehen die Nichtregierungsorganisation Algorithmwatch sowie die Landesmedienanstalten von Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen. Auf der Webseite "datenspende.algorithmwatch.org", wo die Erweiterungen heruntergeladen werden können, werden ab Freitag auch bereits gesammelte Daten zugänglich gemacht. Sie würden komplett anonymisiert und seien nicht auf den Nutzer zurückverfolgbar.
Die Datensammlung soll bis einige Tage nach der Bundestagswahl laufen. Bei tausend Teilnehmern, auf deren Rechnern das Plug-in täglich ein bis zwei Mal diese Anfragen stelle, kämen während der Datensammlung fünfzig bis hundert Millionen einzelne Suchergebnisse zusammen, rechnete Matzat vor. Die Auswertung aller Daten werde bis Anfang kommenden Jahres dauern, prognostizierten die Initiatoren.
Projekt richtet sich nicht gegen Google
"Das Projekt ist kein Misstrauensvotum gegen Google", stellte Katharina Zweig klar, die auch an dem Projekt mitarbeitet. "Wir wollen wissen, wie Dritte Algorithmen nutzen und sie allgemein die Gesellschaft beeinflussen." Sie interessiert etwa, welche Medien bei in den Suchanfragen bei Google News oben angezeigt werden und wie die Mischung von Medien und Nachrichten ist.
Außerdem wolle man wissen, ob und wie Suchergebnisse personalisiert werden. Google sage, man regionalisiere diese in den News abhängig vom Nutzer-Standort, sagten die Initiatoren. Das wolle man überprüfen. "Wir wollen einen kleinen Teil des Schleiers lüften", sagte Zweig zu den Motiven hinter dem Projekt.
Algorithmen bestimmen nicht nur die Ergebnisse, die nach Suchmaschinen-Anfragen oder in den Nachrichten-Feeds von sozialen Netzwerken wie Facebook angezeigt werden. Ihr Einsatzgebiet reiche von Fahrerassistenz-Systemen, die Autos bei Gefahr abbremsen, bis hin zu Software, die entscheidet, ob jemandem ein Kredit gewährt werde, heißt es in einem Dossier von Algorithmwatch. Unternehmen wie Google und Facebook halten ihre Algorithmen geheim und geben nur allgemeine Informationen dazu heraus.