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Glasfaser-Internet an Schulen: So groß ist der Nachholbedarf in Deutschland

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. Bei der Versorgung von Schulen mit der zukunftsweisenden Glasfasertechnik herrscht in Teilen Deutschlands großer Nachholbedarf: Im Osten der Republik ist im Schnitt nur ein Viertel der öffentlichen allgemeinbildenden Schulen mit Glasfaser (FTTH) versorgt. Der Norden Deutschlands erreicht dagegen Abdeckungsquoten von 90 bis 100 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Verivox-Erhebung für alle deutschen Landeshauptstädte und Stadtstaaten.

Höchste Glasfaserquote im Nordwesten und Südosten

In Hamburg sind bereits seit Jahren sämtliche allgemeinbildenden Schulen mit der FTTH-Technik angebunden (Fibre to the Home = Verlegung bis ins Haus). Bremen verzeichnet 98 Prozent Glasfaser-Schulen, Kiel 90 Prozent. Auch im Süden Deutschlands ist die Versorgung oft gut: München meldet auf Verivox-Anfrage 96 Prozent allgemeinbildende Schulen mit Glasfaseranschluss, in Mainz und Stuttgart haben über 70 Prozent der Schulen eine FTTH-Anbindung. Die schlechteste Versorgungsquote im Südwesten verzeichnet Saarbrücken mit lediglich drei Prozent.

Im Schnitt hängen allgemeinbildende Schulen in den Landeshauptstädten zu 51 Prozent am Glasfasernetz. Fast alle ostdeutschen Regierungssitze liegen deutlich unter diesem Wert. In Berlin und Potsdam verfügt keine der allgemeinbildenden Schulen über einen FTTH-Zugang. Dresden verzeichnet 36 Prozent, Magdeburg 29 und Erfurt 28 Prozent Glasfaser-Schulen. Den Top-Wert im Osten erreicht Schwerin mit 62 Prozent.

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Osten Deutschlands unterdurchschnittlich versorgt

Der entscheidende Grund für die oft unterdurchschnittliche Glasfaserversorgung im Osten liegt mehr als 30 Jahre zurück. Nach der Wende wurden zum Aufbau des Telefonnetzes statt der damals im Westen verwendeten Kupferkabel optische Anschlussleitungen über Glasfaser verlegt. Was zunächst besonders fortschrittlich klingt, erwies sich als Eigentor: "Die damaligen Glasfaser-Vermittlungsstellen waren nicht breitbandtauglich", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Eine Nachrüstung war zu vertretbaren Kosten erst mit Einzug der VDSL-Technik möglich. Der erste DSL-Boom in den 1990er-Jahren rauschte deshalb an Glasfaser-Ostdeutschland weitgehend vorbei."

Der deutsche Glasfasermarkt ist kleinteilig und zerklüftet. Im Osten wie im Westen treiben regionale Anbieter den Ausbau voran, oft in Kooperation mit Energieversorgern. Dazu Theumer: "Die hohe Glasfaser-Verfügbarkeit etwa in Hamburg und München ist zu einem Gutteil auf die jahrelange Ausbauarbeit der lokalen Netzbetreiber vor Ort zurückzuführen."

Glasfaser an Bildungseinrichtungen alternativlos

Durch die Corona-Pandemie sind Homeschooling, Videokonferenzen und cloudbasiertes Arbeiten Alltag geworden. "Gerade im Umfeld von Ausbildungsstätten mit vielen zeitgleichen, datenintensiven Anwendungen ist die zukunftsfähige Glasfasertechnik alternativlos," sagt Jens-Uwe Theumer. "Die aktuelle Digitalstruktur an deutschen Schulen ist unterm Strich ernüchternd. Das gilt auch für die fehlende technologische Standardisierung. Im Zweifel entscheidet jede Schule selbstständig über die eingesetzten Tools. Hier zeigt sich sehr deutlich der Nachteil der föderalen Struktur."

Für einige Landeshauptstädte liegen bereits konkrete FTTH-Ausbaupläne für 2021 vor. So berichtet die Stadt Mainz auf Verivox-Anfrage, bis zur Jahresmitte „nahezu alle“ Schulstandorte mit Glasfaser versorgen zu wollen. In Erfurt soll eine vollständige Versorgung aller allgemeinbildenden Schulen bis zum Jahresende sichergestellt werden. Die Stadt Magdeburg plant den FTTH-Anschluss 49 weiterer Schulen noch im zweiten Quartal dieses Jahres; in Stuttgart sollen 16 weitere Schulen baldmöglichst mit Glasfaser versorgt werden. München plant die 100-prozentige Versorgung bis Jahresende.

Methodik

Die verwendeten Daten basieren auf einer Verivox-Recherche bei den zuständigen Ämtern in allen Landeshauptstädten der deutschen Bundesländer (wie zum Beispiel der Behörde für Schulen und Berufsbildung oder dem Statistischen Landesamt). Berücksichtigt wurden allgemeinbildende Schulen in öffentlicher Hand. Bei der Zahl der Schulen in den Landeshauptstädten wurde der letzte online verfügbare Datenstand gewählt, sofern die Schulämter keine eigenen Angaben machten. Stand der Daten: April 2021.