Glasfaser in Deutschland: Über zwölf Millionen Nutzer im Jahr 2027?
Stand: 24.05.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Wie entwickelt sich der Glasfaserausbau in Deutschland und Europa in den kommenden Jahren? Die Industrievereinigung FTTH Council Europe hat im Rahmen ihrer Tagung in Wien aktuelle Zahlen von September 2021 und Schätzungen für den Zeitraum von 2022 bis 2027 veröffentlicht. Demnach sei mehr als die Hälfte der Haushalte in den berücksichtigten 39 europäischen Ländern (EU39) technisch mit Glasfaser erschlossen (Home passed). Der Rollout von Glasfaseranschlüssen bis ins Gebäude (FTTB) bzw. in die Wohnungen (FTTH) schreite in schnellem Tempo voran. Deutschland gehört zu den Ländern, in denen unter Hochdruck Glasfaser ausgebaut werde.
EU39-Ländergruppe: Fast 200 Millionen Glasfaseranschlüsse
Im Herbst 2021 lag die Zahl der mit FTTH/B versorgbaren Haushalte in der EU39-Ländergruppe bei 198,4 Millionen, ein Jahr zuvor waren es erst 176,3 Millionen. In absoluten Zahlen legten Frankreich mit einem Zuwachs von 4,3 Millionen, Großbritannien mit einem Plus von 3,4 Millionen, Deutschland mit einem Anstieg von 2,4 Millionen sowie Italien mit 1,5 Millionen am meisten zu. Prozentual das stärkste jährliche Wachstum gab es in Belgien (+ 109 Prozent), gefolgt von Griechenland (+ 90 Prozent) sowie Zypern (+ 83 Prozent), Großbritannien (+ 80 Prozent) und Österreich (+ 62 Prozent).
In den kommenden Jahren müssen noch viele Haushalte an das Glasfasernetz angebunden werden. 58 Prozent dieser Haushalte betreffen die Länder Deutschland (noch 32 Millionen Haushalte), Großbritannien (21 Millionen Haushalte) sowie Italien (13 Millionen Haushalte).
2027: Schätzung geht von 309 Millionen Glasfaseranschlüssen in der EU39 aus
Wieviel Haushalte werden im Jahr 2027 mit Glasfaser erschlossen sein? Der FTTH Council Europe schätzt für die EU39 eine Zahl von 309 Millionen, für die EU plus Großbritannien (EU27+UK) sollen es dann 199 Millionen sein.
Die Abdeckungsrate mit FTTH/B-Anschlüssen in den EU39-Ländern stieg im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent auf 57 Prozent. Innerhalb der EU27+UK lag die Abdeckung bei 48,5 Prozent – ein Plus von 4,6 Prozent. Der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre setze sich damit fort.
96 Millionen Kunden in der EU39 nutzen Glasfaseranschlüsse bereits
Tatsächlich gebucht wurden Anschlüsse per FTTH und FTTB im vergangenen Herbst in den EU39-Ländern von insgesamt 96 Millionen Kunden, davon entfielen 60 Prozent auf die EU27+UK-Länder. Die meisten neuen Glasfaserkunden zählte Frankreich mit einem Zuwachs von 3,8 Millionen. Dahinter folgten Spanien (+ 1,2 Millionen), Rumänien (+ 1 Million), Italien (+ 820.000) und Großbritannien (+ 765.000). In Deutschland wird bis Ende 2022 mit 3,8 Millionen Glasfaserkunden gerechnet.
190 Millionen Glasfasernutzer im Jahr 2027
Der FTTC Council Europe schätzt für das Jahr 2027 in den EU39-Ländern einen Anstieg auf insgesamt 190 Millionen Glasfasernutzer, in der EU27+UK sollen es bis dahin 124 Millionen sein. Beachtet werden sollte, dass es sich bei den Zahlen um Schätzungen handelt. In der letzten Studie der Glasfaservereinigung vom vergangenen Jahr ging man beispielsweise für das Jahr 2026 noch von 197 Millionen Glasfaserkunden in der Gruppe der EU39 aus, in der aktuellen Schätzung werden für 2026 dagegen lediglich 174 Millionen Glasfasernutzer genannt. Bei den aktuellen Zahlen ist allerdings Russland nicht mehr berücksichtigt worden.
Laut dem Branchenverband VATM soll es zur Jahresmitte 2022 in Deutschland 10,1 Millionen Glasfaseranschlüsse geben. Der FTTH Council Europe schätzt die Zahl der FTTH/B-Anschlüsse für das Gesamtjahr 2022 auf 10,3 Millionen.
Glasfasernetze werden besser ausgelastet: Take-Up-Rate steigt
Die Take-Up-Rate, die Zahl der tatsächlich gebuchten Glasfaseranschlüsse im Vergleich mit den verfügbaren Anschlüssen, legte in der EU39 um 3,6 Prozent auf 48,5 Prozent zu. In der Gruppe der EU27+UK verbesserte sich die Take-Up-Rate sogar um 5,6 Prozent auf 52,4 Prozent. Zum Vergleich: Der VATM hatte in seiner aktuellen Gigabit-Studie für Ende Juni 2022 für Deutschland eine Take-Up-Rate bei FTTH/B-Glasfaseranschlüssen von 31,7 Prozent geschätzt. Hierzulande müssen somit noch deutlich mehr Haushalte von den Vorteilen von Glasfaser überzeugt werden. Im Jahr 2027 soll die Take-Up-Rate in der EU27+UK-Gruppe laut FTTC Council Europe auf 62,2 Prozent ansteigen.
Der Großteil von 57 Prozent der Haushalte in der EU39 wurde von alternativen Internetanbietern mit Glasfaser erschlossen, 39 Prozent entfielen auf die jeweiligen Marktführer. Die restlichen 4 Prozent seien durch Kommunen realisiert worden.
Das sind die weltweiten Spitzenreiter bei FTTH/B-Anschlüssen
Beim weltweiten Blick auf die Verbreitung von Glasfaseranschlüssen liegen die Vereinigten Arabischen Emirate mit 97 Prozent an der Spitze. Dahinter folgen Singapur mit 95,8 Prozent, China mit 94,9 Prozent, Südkorea mit 91,1 Prozent sowie Hong Kong mit 86,2 Prozent. In Europa liege die Glasfaser-Penetrationsrate mit 78,4 Prozent am höchsten in Island vor Spanien mit 68,4 Prozent sowie Schweden mit 64,4 Prozent.
Mehr zum Thema Glasfaser
- Glasfaser: Telekom und Deutsche Glasfaser kündigen neue Projekte an
- Glasfaserpakt: Hessen erhält flächendeckend Gigabit-Internet
- Gigabit-Internet für 30,5 Millionen Haushalte in Deutschland verfügbar
- 1&1: Glasfaser in weiteren Regionen verfügbar
- Glasfaser vs. Kabel: Stromverbrauch von FTTH bis zu achtmal geringer